2015 kam Samer Tannous von Syrien nach Deutschland. In Rotenburg Wümme in Niedersachsen, fand er mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern eine neue Heimat. Tannous studierte in Damaskus und in Nancy französische Literatur. Das europäische Leben konnte er dadurch kennenlernen. Aber Frankreich ist nicht Deutschland. Zunächst einmal musste sich der Akademiker mit einer fremden Sprache auseinandersetzten. Die brachte er sich selbst bei und verfeinert seine Sprachkenntnisse immer noch. Er unterrichtet seit 2016 französisch.
Gerd Hachmöller arbeitet für den Landkreis Rotenburg als Stabstellenleiter und ist unter anderem für das Thema Migration zuständig.
Samer Tannous schreibt seine Gedanken auf. Er versucht seine neue deutsche Heimat zu verstehen. Die Unterschiede zwischen dem arabischen und dem deutschen Leben sind teilweise erheblich. Daraus entstehen Missverständnisse in der Interpretation des Erlebten oder Beobachteten. Allein die arabische Sprache ist oft sehr blumig in ihren Umschreibungen, während der Deutsche sich oft kurz und prägnant äußert. Zeit ist ein wichtiges Thema. Der Deutsche scheint immer beschäftigt zu sein, selbst die Freizeit wird mit Aktivitäten verplant. Der Araber besucht oder empfängt lieber andere Leute und unterhält sich gerne. Der Deutsche liegt im Sommer am See und liest ein Buch, er kann die Zeit zufrieden in Ruhe verbringen. Der Araber empfindet dieses nicht kommunizieren eher als befremdlich. Gemeinsam mit Gerd Hachmöller, der auch Coach für interkulturelles Training ist, hat Samer Tannous seine Erkenntnisse in einer Kolumne im Spiegel veröffentlicht. Jetzt hat der DVA Verlag die Sammlung der Texte als Buch herausgebracht. Eine arabische und eine deutsche Sicht der Dinge. Eine oft amüsante Lektüre mit unterhaltenden und lehrreichen Ansichten verschiedener Kulturen.
Text: Jutta Engelmayer
Samer Tannous und Gerd Hachmöller – Kommt ein Syrer nach Rotenburg (Wümme),
HC, 18€
DVA, 978-3-421-04861-5