In der Regel ist es umgekehrt: erst das Buch, dann folgt die Verfilmung. Jetzt der Debütroman von Quentin Tarantino, der als Grundlage den gleichnamigen Film „Once Upon A Time In Hollywood“ hat. In den Hauptrollen Leonardo DiCaprio und Brad Pitt. Der Film brachte es auf zehn Oscars Nominierungen. Nun muss die Geschichte um den alternden Schauspieler Rick Dalton und dessen Stuntdouble Cliff Booth auch zwischen zwei Buchdeckeln funktionieren. Die Geschichte spielt im Hollywood der 60ger Jahre, kurz vor der Ermordung von Sharon Tate durch die Manson Family. Die Filmstadt ist im Umbruch, die alten Gewissheiten und Helden schwinden, es ist die Stunde der Hippies. Abgehalfterte Schauspieler suchen ihr Glück in Europa, einigen Fernsehstars gelingt der Sprung in eine Kinokarriere. Quentin kennt die Krimiliteratur der 40ger bis 60ger Jahre gut. Sein Buch ist im Stil der Hard Boild oder Pulp Fiction Romane geschrieben. Alles kommt sehr dialoglastig daher, eine der Stärken Tarantinos. Die Figuren entwickeln sich tiefer als im Film, mit teilweise kuriosen Dialogen und Szenen. Cliff Booth, der Stuntman, entfaltet sich zu einer sehr düsteren Figur mit einer ganz besonderen Geschichte. Es geht überwiegend um Kino, um Fernsehserien und um das New Cinema in Europa. Der Autor hält mit seinem Fachwissen nicht hinter den Berg. Mehr noch: reale Personen geraten in die Handlung – wie im Film. Natürlich Sharon Tate, Charles Manson, der Musikproduzent Terry Melcher, Bruce Lee. Das führt oft zu einem Fakten lastigen Kontext, ist aber besonders für jüngere Leser:innen hilfreich, denen bisher der Zugang zu der Filmindustrie der 60ger Jahre gefehlt hat. Es fehlen auch die typischen Splatterszenen und logisch: der Soundtrack. Hoffen wir, dass dieser literarische Erstling von Tarantino nicht sein letztes Buch ist. Allerdings wäre ein kreativeres Cover – vielleicht in der Tradition der Pulp Fiction – wünschenswert.
Text: Ulf Engelmayer
Quentin Tarantino – es war einmal in Hollywood, gebunden,25€
KiWi, ISBN 978-3-462-00228-7