Don deLillo – Die Stille

Neues vom Star Autor Don deLillo. Man kann es eigentlich nicht als Roman bezeichnen, eher als Kurzgeschichte. Knapp 100 Seiten, in altersverträglicher Schriftgröße. Ein Kammerspiel aus der Zukunft.
Das Jahr 2022. In New York warten eine emeritierte Physikprofessorin, ihr Mann und einer ihrer ehemaligen Studenten auf die Ankunft eines befreundeten Ehepaars. Diese sind auf dem Rückflug aus Paris. Gemeinsam will man sich das Super-Bowl Endspiel anschauen. Dann wird der Bildschirm schwarz. Die digitale Welt bricht zusammen. Nach Notlandung und Irrwegen trifft das Ehepaar in New York ein. Die Welt ist eine andere geworden.
Das Buch ist nicht als hellsichtiger Kommentar zum Lockdown zu verstehen. Dieser kurze Text geht tiefer, rührt an den Grundprinzipien menschlicher Existenz im 21. Jahrhundert. Was passiert, wenn uns die Taktung der Zeit, die Gewissheiten, der Informationsoverflow, der elektrische Komfort weggenommen wird. Wenn es keinerlei Ablenkung von den wirklich existenziellen Fragen mehr gibt. Wenn die digitale Welt ein Nichts wird. Don deLillo erfüllt nicht die konventionellen Erwartungen des Lesers. Hier gibt es keine Lösungen bzw. Auflösungen, sondern nur eine Zustandsbeschreibung. Das macht die Faszination dieses schmalen Bands aus und fordert dazu auf, nach einer kurzen Pause das Buch noch einmal zu lesen.

Text: Ulf Engelmayer
Don deLillo – Die Stille, HC, 20€
Kiwi, ISBN 978-3-462-00128-0

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