Gleich vorweg: dies Buch ist eine Sensation. Man weiß nicht, was man vor sich hat. Einen Krimi, Science-Fiction, Komödie oder eine Beziehungsgeschichte. Der französische Autor Hervé Le Tellier ist ebenfalls jemand, der sich ungern festlegt. Als studierter Mathematiker und Sprachwissenschaftler arbeitet er für das Theater, den Film und als Kolumnist für die Onlineausgabe der Tageszeitung „Le Monde“. Er hat bisher 30 Bücher veröffentlicht, vom Gedichtband bis zum Roman. Jetzt „Die Anomalie“.
März 2021, auf dem Weg von Paris nach New York gerät eine Boeing 787 in einen schweren elektromagnetischen Wirbelsturm. Trotz Beschädigungen gelingt ihr die Landung in New York. In der Maschine sitzen etliche Personen, die ein Doppelleben führen: der Profikiller Blake, Der international erfolgreiche Architekt Blake und seine Geliebte Lucie, der Schriftsteller Victor Miesel. Der nigerianische Afropopsänger Slimboy und eine amerikanische Nachwuchsschauspielerin. Einige Zeit später landet erneut eine havarierte Boeing 787 mit der gleichen Codenummer in New York, an Bord die identischen Personen. Die Sicherheitsbehörden geben die höchste Alarmstufe aus, die Insassen der Maschine werden isoliert, Experten aus nationalen Sicherheitsdiensten, der Wissenschaft und der religiösen Gemeinschaften versuchen dem Rätsel auf den Grund zu gehen. Die Ereignisse nehmen richtig Fahrt auf, als die Originalpersonen mit ihren Doppelgängern konfrontiert werden. Wie die einzelnen Protagonisten mit dem „Du bist ich“ umgehen ist der natürliche Höhepunkt dieses Buchs. Es entspinnt sich ein irrwitziges Spektakel mit überraschenden Wendungen, tiefen Einsichten in menschliche Verhaltensweisen und originelle Sichtweisen. Tipp: Lesezeit reservieren, sie werden es nicht aus der Hand legen.
Text: Ulf Engelmayer
Hervé Le Tellier – Die Anomalie, HC,22€
rowohlt, ISBN 978-3-498-00258-9