Die Journalistin Susanne Beyer macht sich auf die Suche nach den Todesumständen ihres Großvaters. Er wurde in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs erschossen. Warum und von wem ist nicht bekannt. Es gibt nur Vermutungen. Der Großvater war Chemiker. In seiner Doktorarbeit hat er sich mit der synthetischen Herstellung der Farbe Kornblumenblau befasst. Daher auch der Buchtitel. Nach Aussage von Verwandten soll er weder Parteimitglied noch Sympathisant der Nazis gewesen sein. Er war kein Soldat, kämpfte an keiner Front. Er wurde immer wieder von der Einberufung freigestellt. Er arbeitete als Chemiker für eine NS-Behörde. Hier gibt es Verknüpfungen zur I.G. Farben. Im Zweiten Weltkrieg wurde Buna hergestellt, ein künstlicher Kautschuk, der für die Rüstungsindustrie benötigt wurde. Die I.G. Farben war der Hersteller von Buna und betrieb ein firmeneigenes Konzentrationslager in dem Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Wusste der Großvater der Autorin davon, war auch er schuldig? Als Journalistin ist Susanne Beyer mit Recherche vertraut. In diesem Fall ist sie und ihre Familie aber persönlich involviert. Sie stellt sich die Frage, was die Erkenntnisse auf ihrer Suche mit ihr selbst machen. Ein sehr persönliches Buch.
Susanne Beyer ist seit 1996 beim Spiegel tätig. Sie hat zahlreiche Bücher veröffentlicht. Wer sich mit Genealogie beschäftigt, findet in diesem Buch wichtige Hinweise über Recherchemöglichkeiten. Ein empfehlenswertes Buch über eine ungewisse Spurensuche.
Text: Jutta Engelmayer
Susanne Beyer – Kornblumenblau, HC, 22€
DVA 978-3-421-07042-5