Henning Sussebach, Redakteur der Wochenzeitung DIE ZEIT, macht sich auf eine ganz persönliche Zeitreise. Anna ist seine Urgroßmutter. Geboren in der Mitte der 19. Jahrhunderts, gestorben 1932. Viel stand ihm für seine Suche nicht zur Verfügung. In seiner Familie waren noch persönliche Dinge von Anna vorhanden: Fotos, ein Kaffeeservice, Postkarten, ein Verlobungsring und ein Poesiealbum. Auch Erinnerungen und mündliche Übertragungen in der Familie. Ein Jahr dauerten seine Recherchen. Ein Leben zu rekonstruieren ist nicht einfach. Es bleiben archivierte Dokumente wie Anzeigen von Geburten, Hochzeiten, Todesfällen, Auszüge aus Katasterämtern. Historisch belegte regionale und überregionale Begebenheiten können hilfreich sein. Daraus Rückschlüsse über das Leben eines Menschen herzustellen, erfordert Geduld, Interpretationsvermögen und Fantasie. Manches wird immer im Verborgenen bleiben. Das Wesen eines Menschen verliert sich im Lauf der Zeit. Henning Sussebach gibt in dieser Geschichte seiner Urgroßmutter ein Leben zurück. Eine hart arbeitende, willensstarke Frau, die es schafft trotz Schicksalsschlägen ihr Leben selbst zu gestalten und zu lieben, wen sie will. Bereits der Anfang ist wie ein Vorspann für einen Film. Die Kulisse ist aufgebaut, die Figuren sind platziert. Man wartet auf die Anweisung: Film ab. So geht schreiben. Nicht umsonst ist der Autor mit vielen Journalistenpreisen ausgezeichnet worden.
Text: Jutta Engelmayer
Henning Sussebach – Anna oder: Was von einem Leben bleibt, HC, 23€
C.H.Beck 978-3-406-83626-8