Grace Winters ist eine pensionierte Mathematiklehrerin. Sie ist Witwe und hat ihren Sohn als Kind bei einem Autounfall verloren. Sie fühlt sich bereits ihr Leben lang schuldig. Bewusst Freude zu genießen ist ihr fremd. Eines Tages wird ihr von einer früheren Kollegin ein Haus auf Ibiza vererbt. Grace hatte sie vor vielen Jahren dazu eingeladen Weihnachten zusammen zu verbringen, da die Musiklehrerin einsam war. Nach erster Verwunderung über das Erbe beschließt Grace auf die Mittelmeerinsel zu fliegen. Zuhause hat sie nichts zu verlieren. Nur mit kleinstem Gepäck tritt sie den Flug an. Auf Ibiza angekommen findet sie ein kleines, heruntergekommenes Haus an einer stark befahrenen Straße vor. Der Garten ist verwildert. Grace betrachtet die Fotos an der Wand. Christina mit einem Mann und einem kleinen Mädchen. Ein Bild von ihr in einem Taucheranzug, neben ihr ein Begleiter mit wildem Rauschebart. Wahrscheinlich ein Freund. Was von einem Leben übrigbleibt. Die Todesursache ist unklar und Grace beschließt der Sache auf den Grund zu gehen. Auf der Suche nach etwas essbarem findet sie ein Olivenglas ohne Oliven, aber mit einer salzig, leicht schwefelig riechenden Flüssigkeit. Grace kippt die Flüssigkeit vor die Tür, auf die trockene Erde. Zurück im Haus entdeckte sie einen an sie adressierten Brief von Christina. Darin bedankt sie sich bei Grace für das vor langer zeit gemeinsam verbrachte Weihnachtsfest. Diese Freundlichkeit hat ihr Leben gerettet. In dem Brief stehen Tipps, was Grace auf der Insel alles unternehmen soll, und bittet sie Kontakt zu Alberto aufzunehmen. Das ist der Mann im Taucheranzug. Zum Erbe gehört auch ein alter Fiat Panda. Grace macht sich auf den Weg, fest entschlossen etwas über die Todesursache herauszufinden. Alberto ist ein inzwischen alter Mann. Er sieht verwildert aus und lebt in einer heruntergekommenen Hütte. Um zu verstehen, was mit Christina war, überredet er Grace zu einem nächtlichen Tauchgang. Obwohl sie bereits über siebzig Jahre alt ist und noch nie getaucht ist, lässt sie sich auf das Treffen ein. Was sie bei diesem Tauchgang erlebt, wird ihr weiteres Leben auf den Kopf stellen. Grace erwacht in einem Krankenhaus. Ihr Bewusstsein hat sich durch den Tauchgang verändert. Sie erinnert sich an ein helles Licht unter Wasser, in das sie hineingeschwommen war. Als sie wieder in dem alten Haus ist, bemerkt sie eine Blume, die dort gewachsen ist, wo sie das Wasser aus dem Olivenglas hingeschüttet hatte. Auch das Glas hat sich wieder mit Flüssigkeit gefüllt. Ein merkwürdiges Phänomen. Grace beschließt auf Ibiza zu bleiben und lernt mehr Menschen kennen, die zu ihren Freunden werden.
Ibiza ist ein bedrohtes Paradis im Mittelmeer. Immer mehr Luxushotels sollen zahlungskräftige Touristen anlocken. Ein Imobilienhai schreckt vor nichts zurück. Obwohl Flächen auf dem Land und unter Wasser geschützt sind, will er unbedingt ein weiteres Hotel bauen. Dazu soll der vor der Küste liegende Felsen es Vedra planiert und die darauf lebenden Tiere verjagt oder getötet werden. Grace und ihre Freunde versuchen das auf jeden Fall zu verhindern und geraten in große Gefahr.
Matt Haig ist ein britischer Autor Einer seiner Bestseller ist „Die Mitternachtsbibliothek“. In seinen Büchern verarbeitet er seine eigenen Erfahrungen mit Depressionen und Angststörungen. Der vorliegende Roman führt in eine Welt, die zunächst in ihren Handlungen absurd erscheint. Trotzdem handelt es sich um eine hoffnungsvolle Geschichte. Die Entwicklung der Protagonistin ist lebensbejahend. Manchmal muss man nur über den eigenen Schatten springen und sich etwas zutrauen. Ein wundervoller Roman, in den man sich hineinträumen kann und der Mut macht.
Text: Jutta Engelmayer
Matt Haig – Die Unmöglichkeit des Lebens, HC, 24€
Droemer, 978-3-426-28276-2