Bereits mit ihrem ersten Buch „Altes Land“ das 2015 erschienen ist, legte Dörte Hansen einen Roman vor, der zum Bestseller wurde. Es folgte 2018 „Mittagsstunde“. Beide Titel waren erfolgreich und eine Verfilmung beider Romane folgte. Dörte Hansens Bücher spielen in Norddeutschland. Auch mit ihrem 3. Buch verlässt sie die Region nicht. Die Handlung von „Zur See“, führt den Leser auf eine Insel. Es geht um die Faszination für das Meer, das Leben auf einem Eiland und den Wandel von Lebensstrukturen. Erzählt wird die Änderung von Traditionen anhand der Geschichte der Familie Sander. Die Familie besitzt ein altes, traditionelles Kapitänshaus. Die Mutter, Hanne Sander, betreibt das Haus in der Saison als Pension. Als die Kinder noch klein waren, mussten sie während der Urlaubszeit unsichtbar sein, durften nicht stören. Da war Rykmer, der älteste Sohn, seine Schwester Eske und Henrik, der Jüngste. Der Vater hat die Seefahrt und seine Familie aufgegeben. Er lebt immer noch auf der Insel, abseits und mit wenig Kontakt zu anderen Menschen. Der Älteste tritt in die Fußstapfen seiner Vorfahren, erlangt ein Kapitänspatent und fährt zur See. Als sein Schiff in einen schweren Sturm gerät wird er an seine Grenzen gebracht. Er gibt seinen Beruf auf, wird zum Alkoholiker. Jetzt fährt er noch auf einer Inselfähre, macht die Leinen los und hilft beim Festmachen. Eske, die Tochter arbeitet auf der Insel in einem Seniorenheim. Sie mag die Touristen nicht. Im Seniorenheim erlebt sie das Aussterben von dem alten Inselleben, den Traditionen, die es über Jahrhunderte gab. Eske ist am ganzen Körper tätowiert und liebt Heavy Metall. Henrik hatte kein Interesse an der Seefahrt. Er sammelt Treibgut und baut daraus Skulpturen. Er ist ein sympathischer, eigenwilliger Typ, der am liebsten Barfuss unterwegs ist.
Eines Tages strandet ein Pottwal auf der Insel und verendet. Wie ein Symbol aus den alten Zeiten der Walfänger liegt dieses mächtige Tier da und es weiß keiner mehr so genau was damit anzufangen ist. Früher wurden diese Tiere auf hoher See gejagt und manch ein Seemann starb bei dem Kampf mit den Giganten.
Hanne bleiben langsam die Touristen aus. Ihre Zimmer sind nicht mehr modern genug. Die Ansprüche steigen. Die Zeiten haben sich geändert. Jetzt findet sie im Briefkasten von einem Immobilienbüro Flyer, die Häuser für lukrativer Käufer suchen.
Dörte Hansen war auf der Suche nach einem Stoff, der sie genug interessierte, um sich damit lange zu beschäftigen. Die Autorin erzählt die Geschichte einer auseinanderfallenden Familie. Das Inselleben wird aus Sicht der handelnden Personen beschrieben. Die Träume und Mysterien, die Urlauber mit dem Leben auf einer Insel verbinden, stehen der Härte des realen Lebens von Seemännern und deren immer wartenden und bangenden Frauen gegenüber. Die Autorin beschreibt die Charaktere glaubhaft und lebendig. Dörte Hansen ist eine Erzählerin von Geschichten, denen man gerne folgt.
Text: Jutta Engelmayer
Dörte Hansen – Zur See, HC, 24€
Penguin Verlag, ISBN 978-3-328-60222-4