Nicola Förg – Hintertristerweiher

Aurelie ist Lehrerin in München und Mutter von zwei Kindern. Ihr Mann arbeitet als Selbstständiger. Aktuell hat sie zuhause einen mittleren Aufstand bei ihren Kindern verursacht. Sie will ihre alte Tante Isabelle besuchen und die ganze Familie soll sie begleiten. Keiner will in die Einöde und alle halten Aurelies Tante für merkwürdig. Sie haben eine Einladung zu einem Ochsenrennen erhalten. Dort erwartet sie ein Notar, ein alter Freund der Tante. Der informiert sie über den Tod von Isabelle. Die alte Dame war schwer krank und wollte selbstbestimmt sterben. Sie reiste in die Schweiz und wählte den Freitod. Aurelie soll ihre Erbin werden. Isabelle stammte aus Frankreich. Sie war eine vermögende Dame. In ihrer alten Heimat war sie Besitzerin einer alten Stadtvilla und eines Hotels am Meer. In Bayern hatte sie einen alten Hof gekauft, der als Gnadenhof für Tiere betrieben wurde. Das Erbe ist mit Bedingungen verknüpft. Aurelie soll den Gnadenhof auf befristete Zeit weiterführen. Das führt bei ihrer Familie zu heftigen Diskussionen. Einerseits ein beträchtliches Erbe andererseits ein Leben im Hintertristerweiher irgendwo im nirgendswo. Besonders die Kinder rebellieren. Auch Aurelie überlegt was das für sie bedeutet. Sie hat von Landwirtschaft keine Ahnung. Alte, zum Teil kranke Tiere zu betreuen, traut sie sich nicht zu. Unterstützung würde sie von alten Freunden ihrer Tante erhalten. Dazu gehören Nachbarn und ein Tierarzt, dem Sohn eines alten, ganz besonderen Freundes von Isabelle. Aurelie lässt sich nach einigem Überlegen auf die Bedingungen ein und zieht auf den Gnadenhof, um ihr Erbe anzutreten. Dabei erfährt sie Stück für Stück mehr über das Leben ihrer Tante.
Parallel wird die Geschichte von Isabelle erzählt, beginnend mit ihrer Kindheit in Frankreich. Isabelle ist ein ungewöhnlich schönes Mädchen. Sie wächst bei ihrem Vater auf, der Häuser baut. In ihrem zuhause gehen viele unkonventionelle Menschen ein und aus. Dazu gehören Dichter, Künstler und vor allem Chantal. Eine Frau aus einer vermögenden Familie. Sie ist ein echter Freigeist, Malerin und Feme Fatale. Als Frankreich von den Deutschen besetzt wird, ändert sich das Leben in der Kleinstadt an der Atlantikküste. Isabelle lernt als Kind einen jungen deutschen Soldaten kennen, sein Name ist Fritz. Sie treffen sich oft heimlich am Strand und reden miteinander. Der junge Soldat lernt das Land zu lieben. Als er eines Tages erkennt, dass er in diesem Krieg sein Leben verlieren kann, beschließt er zu desertieren. Chantal hilft ihm dabei und er taucht in Frankreich unter. Bei Kriegsende muss er Frankreich verlassen, er will zurück nach Deutschland. Fritz und Isabelle verlieren sich aus den Augen, können sich aber nicht vergessen. Jahre sollen vergehen, bis die beiden sich wiedersehen.
Nicola Förg ist Journalistin und schreibt Bestseller. Sie ist engagierte Tierschützerin und lebt auf einem Hof mit ihrer Familie und Tieren zusammen. Ihre Krimis sind beliebt und erfreuen sich eines großen Fankreises. Hintertristerweiher ist kein Krimi, aber nicht minder spannend geschrieben. Eine Story die Generationenübergreifend ist, damit viel Geschichte transportiert und mit bemerkenswert lebendigen Charakteren daherkommt. Zusätzlich wird in diesem Roman die Überbrückung vom Feinddenken erzählt. Deutsche in Frankreich, Franzosen in Deutschland. Isabelle gelingt es als Französin im tiefsten Bayern anzukommen und akzeptiert zu werden. Mit ihrer Schönheit und ihrem Charme baut sie sich ein neues Leben auf. Das Pendent ist Aurelie, auch Französin, die in Deutschland lebt. Sie ist aber in einer Großstadt familiär und beruflich verankert. Wie das Leben dieser Frauen zusammengeführt wird, erzählt Nicola Förg einfühlsam. Die Charakterportraits sind detailliert und tiefsinnig. Ein Roman der unbedingt lesenswert ist.
Text: Jutta Engelmayer
Nicola Förg – Hintertristerweiher, PB, 15€
Piper, ISBN 978-3-492-06297-8

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