Deutschland im Frühjahr/Sommer 2019. Nach zehn Jahren kehrt der Reporter Moritz von Uslar in die Kleinstadt Zehdenick zurück und stattet ihren Besuchern in der brandenburgischen Provinz einen zweiten Besuch ab. Er trifft die Protagonisten seines ersten Buchs „Deutschboden“ wieder. Er lässt die Stadt und deren robuste Persönlichkeiten auf sich wirken. Da sind noch die Urgesteine Blocky und der Wirt Heiko Schröder, aber auch neue Kraftzentren, wie das Barmädchen Pretty Baby und die Bäckersfrau Katharina. 10 Jahre später ist die Welt auch in Zehdenick anders geworden. Die AfD ist im Osten Volkspartei geworden, die führt auch in Kleinstädten zur Polarisierung und einem raueren Umgang miteinander. Dies bekommt auch Moritz von Uslar auf seinen Wegen durch illegale Kneipen und Partys zu spüren. Abhängen und den ereignislosen Tag rumkriegen.
Zu den stärksten Abschnitten im Buch gehört das Gespräch mit vier Lokalpolitikern aus Zehdenick. Schreiben was ist, diese Haltung bestimmt den Inhalt des Buchs. Dies führt zu genauen und berührenden Portraits von Personen, die irgendwie sehen müssen, wie sie über die Runden kommen. Die Provinz schultern, oder die Devise: am Arsch der Welt überleben. Uslar taucht tief in das Biotop dieser Kleinstadt ein, deshalb gelingen ihm diese sehr präzisen Momentaufnahmen des lokalen Miteinanders.
Dieses Buch bereitet ein großes Lesevergnügen und ist gleichzeitig ein Zeitdokument über Deutschland im Jahr 2019.
Text: Ulf Engelmayer
Moritz von Uslar – Nochmal Deutschboden, HC, 22€
Kiwi, 978-3-462-05325-8