Zeit zu gehen – Heinz Budes spannender Essay über das Ende der Ära der Boomer
Sie haben den Wohlstand geerbt, die Debatten geprägt und jahrzehntelang den Ton angegeben: die Boomer-Generation. Doch nun naht der Abschied. Der Soziologe Heinz Bude zieht Bilanz – schonungslos, analytisch und mit einem Blick in die Zukunft. In seinem neuen Buch „Abschied von den Boomern“ entwirft er ein Gesellschaftsporträt zwischen Epochenbruch und Generationenwechsel. Eine kritische, originelle, aber auch verständnisvolle Lektüre über das Ende eines Lebensgefühls.
In „Abschied von den Boomern“ nimmt der Soziologe Heinz Bude seine eigene Generation unter die Lupe – jene, die zwischen 1955 und 1965 geboren wurde und in einem Westdeutschland aufwuchs, das von Wirtschaftswunder, Bildungsaufstieg und kultureller Revolte geprägt war. Eine Zeit, geprägt durch demokratischen Aufbruch, Kampf um die Selbstbestimmung der Frauen, gegen Aufrüstung und Atomkraft. Aber auch geprägt durch den Terrorismus der Rote-Armee-Fraktion, Aids und Tschernobyl. Doch Bude bleibt nicht bei nostalgischer Rückschau. Ihn interessiert: Was bleibt von dieser Generation, wenn sie abtritt?
Mit gewohnter analytischer Schärfe zeigt Bude, wie die Boomer lange den Diskurs dominierten – politisch, moralisch und medial. Doch mit Klimakrise, digitaler Transformation und globaler Unsicherheit geraten ihre Selbstgewissheiten ins Wanken. Der Autor beschreibt nicht nur die Macht dieser Generation, sondern auch ihre blinden Flecken: Besitzstandswahrung, Selbstgerechtigkeit, Angst vor Veränderung. Dies alles nicht in einem anklagenden Ton, sondern klug beobachtend. Er spricht auch über die Verdienste der Boomergeneration – Demokratisierung, Bildungsexpansion, Liberalität –, stellt aber die zentrale Frage: sind die Boomer bereit, loszulassen?
Ein Buch, das nicht nur für Soziologie-Interessierte lesenswert ist, sondern auch für alle, die wissen wollen, wie Gesellschaft sich verändert – und wer dabei auf der Bremse oder auf dem Gas steht. Und natürlich für die Boomergeneration selbst! Bude gelingt ein feinsinniger Abgesang auf eine Ära, über eine Generation, die langsam verstummt. Das Buch ist auch ein Aufruf zur Verantwortung für die Gesellschaft, zum Dialog der Generationen. Denn: wie man Freiheiten verteidigt, bzw. erreicht und wie man sich im Diskurs behauptet, dies sind Eigenschaften der Boomer, die gerade heute wichtiger denn je sind.
Der Essay „Abschied von den Boomern“ von Heinz Bude ist jetzt in einer günstigenTaschenbuchausgabe im Ullstein Verlag erschienen und kostet 14,99€, ISBN 978-3-548-07030-8
Text: Ulf Engelmayer