Aurelia Hölzer – Polarschimmer

Eine Welt aus Eis und Licht – 54 Wochen in der Antarktis. Das hat mit Urlaub nichts zu tun. Wie und warum man mehr als ein Jahr in der Antarktis verbringt, beschreibt die Gefäßchirurgin Dr. Aurelia Hölzer in ihrem Buch „Polarschimmer“. Bereits als Kind las sie ein Buch über Spitzbergen und war begeistert. Beruflich ging sie später andere Wege. Sie studierte Medizin in Freiburg, Bordeaux und auf Trinidad. Sie promovierte und spezialisierte sich auf Gefäßchirurgie und wurde Oberärztin in einer Universitätsklinik. Ein verantwortungsvoller und zeitintensiver Beruf. Dann kam eine Zeit, der eine berufliche und private Umstrukturierung für sie erforderlich machte. Sie verbrachte Zeit in Alaska und lernte dort Eis und Kälte kennen. Ein Klima, das sie nicht abschreckte, sondern faszinierte. Als sie zurückkam, stellt sich für sie die Frage: Was mache ich jetzt? Auf der Suche nach einem neuen Aufgabengebiet in Spitzbergen stieß sie auf die Anzeige des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. Eine Ärztin und Teamleiterin für eine Überwinterung in der Antarktis auf der Neumayer-Station III wurde gesucht. Sie bewarb sich und wurde angenommen. Zusammen mit weiteren acht Teammitgliedern trifft sie zur Vorbereitung in Bremerhaven ein. Vier Frauen und fünf Männer müssen sich kennenlernen. Die Schulung dauert vier Monate. Sie werden fachspezifisch vorbereitet, aber es gibt auch viele Tätigkeiten, die für eine Überwinterung auf Neumayer III notwendig sind. Dazu gehört beispielsweise eine Feuerwehrausbildung. Wenn es auf der Station brennen sollte, ist das Team auf sich allein gestellt. Die Station wird im Überwinterungsjahr sieben Monate von der Außenwelt im Packeis isoliert sein. Dann kommt kein Eisbrecher mehr durch. Flugzeuge verlassen Ende des antarktischen Sommers den Kontinent. Neben wissenschaftlichen Beobachtungen und Untersuchungen fallen die Instanthaltung der Station und des Equipments an. Dabei müssen sich die Überwinterer untereinander austauschen und auch berufsfremde Arbeiten durchführen. So unterstützten eine Geophysikerin und ein Koch die Ärztin im Hospital. Die Chirurgin muss auch Zähne behandeln können. Feuerwehr sind sie alle. Teamarbeit und Zusammenhalt ist für alle essenziell wichtig. Neben den täglichen Arbeiten fallen regelmäßige Teambesprechungen an. Aber auch für Freizeit bleibt Zeit. Spiele, Sport treiben, lesen, schreiben, Filme anschauen. Für ein Filmfestival aller in der Antarktis überwinternden Stationen wird ein Drehbuch verfasst und umgesetzt. Hollywood on Ice. Für Untersuchungen und Expeditionen müssen die Überwinterer die Neumayer-Station verlassen. Man lernt schnell mit der Kälte umzugehen. Eine Meereismessung kann zwölf Stunden dauern. Bei Temperaturen zwischen -30°C und -40°C muss man sich dick einpacken. Aurelia Hölzer spricht von 13kg Kleidung. Als Nachbarn hat das Team eine große Kolonie von Kaiserpinguinen, die die Wissenschaftler oft neugierig bei ihren Arbeiten beobachten.

Trotz Sturm und Kälte geht es dem Team gut. Die Antarktis bietet eine unglaubliche Menge an Schönheit. Da es keine Lichtverschmutzung gibt sind bei klarem Himmel die Sterne zum Greifen nah. Polarlichter verzaubern die glitzernde Landschaft in ein Farbspektakel. Um das zu sehen, lässt sich die Autorin sogar nachts wecken. Die Dunkelheit während des Polar Winters empfindet sie nicht als bedrohlich. Für Aurelia Hölzer ist die Antarktis ein reiner, friedlicher Ort, der die Wahrnehmung schärft.
Das Buch „Polarschimmer – Eine Welt aus Eis und Licht – 54 Wochen in der Antarktis“ ist ein absolut empfehlenswert. Die Autorin beschreibt die besondere Atmosphäre dieses Kontinents und die Zusammenarbeit des Teams einfühlsam, bildhaft und begeistert.

 Text: Jutta Engelmayer
Aurelia Hölzer – Polarschimmer, HC, 22€
Malik, 978-3-3-89029-591-6

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