Der Winter hält mit eisigen Temperaturen und Nebel Einzug in Venedig. Am frühen Morgen wird die Leiche des Buchhalters Paolo Salini von einer Mitarbeiterin der Müllabfuhr gefunden. Commissario Antonio Morello und Vice Commissario Feruccio Zolan fahren mit dem Boot an den Tatort. Morello ist kein Frühaufsteher und die Kälte zieht dem Sizilianer durch Mark und Bein. Auch sein Kollege zieht ein verdrossenes Gesicht. Auf Nachfrage seines Vorgesetzten gibt er preis was ihn bedrückt. Ihm und seiner Familie wurde seine Wohnung gekündigt. Seine Familie lebte seit dem 15. Jahrhundert in der Stadt. Jetzt sieht er keine Chance mehr in Venedig eine bezahlbare Unterkunft zu finden. Damit geht es ihm wie vielen Venezianern. Die Stadt ist für den normalen Bürger unbezahlbar geworden, nur Reiche können sich die Lagunenstadt noch leisten. Am Tatort angekommen sehen die beiden Kommissare Mitarbeiter der Spurensicherung und ihre Kollegin Anna Klotze. Anna hat bereits erste Informationen gesammelt. Der Tote lebte nicht weit vom Tatort entfernt. Salini wurde der Schädel eingeschlagen. Ausweispapiere, Kreditkarten und Bargeld wurden bei der Leiche gefunden. Mord aber kein Raubmord. Mögliche Tatwerkzeuge werden sichergestellt. Ungewöhnlich ist der Zeitpunkt des Mordes. Was macht ein Buchhalter um diese Zeit in den Straßen von Venedig? Die Ermittlungen beginnen und führt die Commissarios in die Welt der Herrscher der Stadt. Die Dogen herrschten über Jahrhunderte. Wer in seinem Stammbaum einen Dogen vorweisen kann, ist heute noch ganz oben dabei. Dazu gehört Filiberto Gabbia der immer noch der Besitzer eines Palazzos am Canale Grande ist, wenn auch nur von einer Etage. Der Rest gehört ihm nicht mehr. Gabbia hat das Vermögen seiner Ahnen verschleudert. Er gehört zu einer Gruppe von Spekulanten, die Venedig umbauen wollen. Dafür sind bereits große Mengen Geld geflossen. Der Flughafen soll erweitert werden, eine U-Bahn soll unter der Lagune durch in die Stadt geführt werden. Die üblichen Touristen sollen wegbleiben. Die gewöhnlichen Einwohner der Stadt müssen verschwinden. Gabbia plant die Palazzos Venedigs an internationale Millionäre und Milliardäre zu vermieten. Allerdings müssen noch für die Genehmigungen zuständige Politiker bestochen werden. Die Polizei entdeckt Verbindungen zwischen Salini und Gabbia. Morello wird aber von seinem Vorgesetzten aufgefordert, sich nicht mit den Herrschern der Stadt anzulegen. Das spornt den Sizilianer Morello eher an, ihm ist Obrigkeitshörigkeit und Bestechung zuwider. Damit begibt er sich in große Gefahr, denn er stört die Pläne der Mächtigen dieser Stadt.
Wolfgang Schorlau ist Autor der erfolgreichen und verfilmten Krimis der Dengler Reihe. Zusammen mit dem Sizilianer Claudio Caiolo schreibt er die Krimis über den sizilianischen und nach Venedig versetzten Comissario Morello. Der aktuelle Titel „Falsche Freunde“ ist der 3. Roman dieser Serie. Die Charaktere und die Plots sind immer äußerst präzise beschrieben. Diese Beschreibungen lassen Bilder im Kopf entstehen und nehmen den Leser mit in das Geschehen. Die Themen der Krimis sind immer nah an der Realität. Die Stories und die Weiterentwicklung der Protagonisten steigern die Erwartungshaltung auf weitere Fortsetzungen.
Text: Jutta Engelmayer
Wolgang Schorlau, Claudio Caiolo – Falsche Freunde, PB, 17€
Kiepenheuer & Witsch, 978-3-462-00303-1