Nach ihrem autobiografischen Roman „Das Lächeln meiner Mutter“ blickt die französische Schriftstellerin Delphine De Vigan in ihrem neuen Buch „Loyalitäten“ in die Abgründe zwischenmenschlicher Beziehungen. Erzählt wird das Schicksal von Theo, einem eher introvertierten aber guten Schüler und seinem Freund Mathis. Beide teilen ein Geheimnis, das Theo fast zum Verhängnis wird. Da ist Cecile, die Mutter von Theo, eine verunsicherte Frau deren Welt zusammenbricht, als sie per Zufall erfährt, welche dunkle Seite ihr Mann im Internet präsentiert. Hélene ist die Lehrerin der beiden Jungen. Sie bemerkt, dass mit Theo etwas nicht stimmt. Sie findet keinen richtigen Umgang damit und gerät in einen Konflikt zwischen Kollegium und Theos Mutter. Bis sie sich entscheiden muss, wem ihre Loyalität gehört.
Delphine De Vigan ist ein brillantes Buch gelungen, ein schonungsloser Blick hinter die bürgerlichen Fassaden. Dies könnte ein Script für den österreichischen Meisterregisseur Michael Hanecke sein. Vigans verknappte Sprache, die kurzen Kapitel und die Perspektivwechsel tragen zu dem Sogeffekt dieses Romans bei. 170 Seiten, die zeigen wie Literatur auf höchstem Niveau geht.
Text: Ulf Engelmayer
Delphine de Vigan – Loyalitäten, HC, 20,00€
Dumont, 978-3-8321-8359-2