Michael Kobr hat sich getraut: als Solist hat er seiner ersten Krimi auf der dänischen Insel Bornholm angesiedelt. Sein Protagonist: Lennart Ipsen. Ein Mann von 47 Jahren. Beruflich erfolgreich, international tätig, verheiratet und Vater von zwei Töchtern. Aber auch ein Workaholic. Doch irgendwann stimmte das Verhältnis zwischen Beruf und Privatleben nicht mehr. Die Folge war ein Burnout und depressive Verstimmungen. Beruf und Ehe hielten das nicht durch. Die Folge war die Trennung von seiner Frau. Die Töchter blieben bei ihr. Lennart Ipsen versucht seinen weiteren Lebensabschnitt etwas ruhiger in den Griff zu bekommen. Er übernimmt eine Stelle auf der schönen Insel Bornholm. Er ist Chef der Bornholmer Kripo, hat zwei Mitarbeiterinnen und die Insel ist idyllisch. Geprägt von Tourismus und Landwirtschaft. Lennart hat sich erst einmal ein Haus gemietet. Er will von seinem stressigen Leben Abschied nehmen. Was kann besser geeignet sein als Bornholm? Kaum im Dienst, taucht die erste Leiche auf. Schweinbauer Kristensen wird tot in seiner Räucherkammer gefunden. Die Ermittlungen bringen so manche Schattenseite der Inselbewohner zutage. Der Tote war ein Eigenbrötler und legte sich gern und schnell mit Geschäftspartnern, Nachbarn und sogar seiner eigenen Familie an. Seine Frau hatte ihn verlassen, seine Tochter hatte nur sporadischen Kontakt zu ihm. Nur mit einem kleinen Kreis von Freunden traf er sich ab und zu zum Angeln. Einer davon fand seine als Leiche. Lennart Ibsen und seine Mitarbeiterinnen beginnen zu ermitteln und finden schnell Verdächtige, denn Kristensen war ein streitbarer Charakter. Aber auch seine Vergangenheit bietet Motive.
Michael Kobr braucht wohl kaum noch vorgestellt zu werden. Seit den Krimis mit Kommissar Kluftinger, die zusammen mit Volker Klüpfel entstanden sind, ist das Duo immer wieder in den Bestsellerlisten zu finden. Jetzt startet Michael Kobr einen Alleingang. Als Urlauber auf der beliebten dänischen Ostsee Insel Bornholm kam ihm die Idee zu dem Charakter des Lennart Ipsen. Der neue Kriminalkommissar muss sich zunächst auf der Urlaubsinsel einleben. Er hat mit seinen beiden Mitarbeiterinnen zwei sehr verschieden Charaktere zur Seite. Die eine hat einen asiatischen Background, liebt die Recherche am Schreibtisch und ist für Lennart fast schon zu schnell in ihrer Arbeit. Er wollte schließlich entschleunigen. Die andere Kollegin ist eine bodenständige Frau, verheiratet, kennt sich mit den Bornholmer Begebenheiten aus und hat noch einen Nebenjob. Lennart ist mit seinem internationalen Hintergrund etwas anderes gewöhnt und es dauert, bis er seine Kolleginnen in ihrer Art zu schätzen lernt. Ein Neuanfang nicht nur für den Kommissar, sondern auch für den Autor. Es macht Spaß beim Lesen diesen Start mitzuerleben. Bornholm bietet mit seiner geografischen Lage noch viele Ideen für Fortsetzungen. Tourismus, Landwirtschaft und weit östlich in der Ostsee gelegen, war die Insel auch Horchposten der Nato in Zeiten des kalten Krieges. Der Autor hat eine fruchtbare Grundlage geschaffen und bereits angedeutet für Lennart Ipsen weitere Kriminalfälle zu schaffen. Am Schluss noch ein Lob für das Buchdesign: passend in rot und weiß wie die dänischen Nationalfarben inklusive der beiden Lesebändchen.
Text: Jutta Engelmayer
Michael Kobr – Sonne über Gudhjem – Ein Bornholm Krimi, HC, 24,00€
Limes, 978-3-442-31689-2