Das Buch von Ijeoma Oluo „Schwarz sein in einer rassistischen Welt“ gehört zu den Büchern, die man zum Themenkomplex Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gelesen haben muss. Die Autorin ist eine US-amerikanische Politikwissenschaftlerin, Autorin und Journalistin, die durch ihre Arbeiten zu Rassismus, Feminismus und Intersektionalität bekannt geworden ist. Das Buch ist keine wissenschaftliche Abhandlung zum Thema, sondern ist aus einer tiefen persönlichen Betroffenheit geschrieben. Dieser biografische, anekdotische und analytische Ansatz, verbunden mit einem zugänglichen Schreibstil, führt zu interessantem Erkenntnisgewinn des Lesers. Voraussetzung ist allerdings, das emotionale Risiko einer kritischen Selbstreflexion der eigenen Rolle einzugehen. Oluo bietet dazu Hilfestellungen an. Mittels detaillierten Fragenkatalogen und entsprechenden Erläuterungen entsteht ein völlig neues Verständnis für die alltäglichen Rassismen. Ein Beispiel ist die sogenannte Mikroaggression. Hiermit ist zunächst kleines und unbedeutendes Fehlverhalten eines Menschen gemeint. Im migrantischen Alltagsleben kann dies allerdings große Auswirkungen haben, insbesondere wenn sich diese Mikroaggressionen aufsummieren. Besonders problematische wird das auf dem Feld der Intersektionalität. Der Begriff beschreibt die Überschneidung und Gleichzeitigkeit von verschiedenen Diskriminierungskategorien gegenüber einer Person. Dies kann neben der Rasse das Geschlecht, Sexualität, Behinderung oder die soziale Herkunft sein.
Der Verdienst von Oluos Buch ist es, dem Leser die Thematik abseits des üblichen „Soziologensprechs“ auf sehr persönliche und ansprechende Art nahezubringen. Ein sehr wichtiger Beitrag über die Mechanismen des Rassismus. Kein Buch fürs Regal, sondern ein Handbuch für den konstruktiven Diskurs. Fazit: Erkenntnisgewinn hoch und nachhaltig!
Text: Ulf Engelmayer
Ijeoma Oluo – Schwarz sein in einer rassistischen Welt, Klappen Broschur, 16€
Unrast Verlag, 978-3-89-771275-1