Nach einer Sprengung auf der Schäreninsel Telegrafholmen, entdecken die Bauarbeiter Teile eines menschlichen Skeletts. Die unbewohnte Insel liegt gegenüber von Sandhamn. Thomas Andreasson und sein Team übernehmen die Ermittlungen. Die Polizisten haben keine Anhaltspunkte und fangen nahezu blind mit Recherchen an. Sie fokussieren sich auf verschwundene Personen der letzten fünfundzwanzig Jahre. Als endlich die forensischen Untersuchungen vorliegen, schränken sie die Suche auf zwei Frauen ein, für die eine Vermisstenanzeige vorlag. Eine Frau galt als suizidgefährdet, die andere war eine Jugendliche von Sandhamn.
Auf Sandham bleibt der Fund der menschlichen Knochen nicht geheim. Auch Nora Linde erfährt von der Entdeckung der Toten und um Gerüchte über deren Identität. Vor zehn Jahren verschwand die 17-jährige Astrid Forsell spurlos. Nora erinnert sich an das Mädchen, sie passte damals ab und zu auf ihre Söhne auf.
Nora ist nach einem Strafverfahren, dass sie leitete, krankgeschrieben. Sie macht sich schwere Vorwürfe über den tragischen Ablauf des Verfahrens. Der Bruder des Straftäters bedrohte sie während eines Verhörs. Leider gibt es von dieser Androhung keine Aufzeichnungen oder Zeugen. Seitdem hat Nora Angst. Sie ist psychisch labil und trinkt zu viel Alkohol. Privat hat sie deshalb sogar Probleme mit ihrem Ehemann. Der Skelettfund auf Telegrafholmen bietet ihr eine willkommene Ablenkung. Sie beginnt in Eigeninitiative zu ermitteln und führt Gespräche mit Zeugen. Dabei stellt sie sich als Anklägerin vor, obwohl sie keinen offiziellen Auftrag hat. Als ihr Freund Thomas Andreasson davon erfährt, ist er sehr aufgebracht. Nora berichtet ihm von ihren Recherchen. Er weiß das sie ein gutes Gespür für Ermittlungen hat, aber ihre Eigenständigkeit bringt ihn in große Probleme. Wie soll er ihre Informationen in die Ermittlungen einbringen, ohne zu verraten, woher dieses Wissen stammt? Seine Kollegen bearbeiten das Verschwinden der anderen Frau und überprüfen aktuell deren Ehemann. Der hat seine Frau sehr schnell für tot erklären lassen und eine beträchtliche Lebensversicherung kassiert. Thomas quälen Gewissenskonflikte, Noras Vorgehen kann beide den Job kosten.
Die schwedische Autorin Viveca Sten schreibt mit ihren Sandhamn Krimis regelmäßig Bestseller. Im inzwischen 10. Band mit der Staatsanwältin Nora Linde und Kommissar Thomas Andreasson geht diese erfolgreiche Krimiserie weiter. Thematisch muss sich der Kommissar mit einem Cold Case befassen. Die Ermittlungen führen tief in die privaten Beziehungen aller Beteiligter. Verletzte Gefühle, Affären, Gewalt, Angst, Depressionen und die Auswirkungen auf die einzelnen Personen sind der Stoff dieses Krimis. Auch mit diesen Themen ist der Autorin wieder ein großartig erzählter Roman gelungen – spannend und nah an der Realität.
Text: Jutta Engelmayer
Viveca Sten – Das Grab in den Schären, PB, 16,-€
Kiwi, 978-3-462-05217-6