Dies ist die Geschichte von Oskar Speck der mit einem Faltboot von Ulm bis nach Australien gepaddelt ist.
Im Mai 1932 Fährt Oskar Speck mit dem Zug von Hamburg nach Ulm. Die wirtschaftliche Situation in Deutschland war desolat, der Elektriker musste seinen Betrieb aufgeben. In einer Zeitung entdeckte er eine Anzeige. Auf Zypern wurden gutbezahlte Jobs in einer Kupfermine angeboten. Die Idee war geboren, wurde publik gemacht und sollte ein Wettkampf werden. Dabei kann Oskar Speck gar nicht schwimmen. Die Pionier-Faltboot-Werft in Bad Tölz unterstützt den wagemutigen Deutschen Paddler, der auf seiner Tour insgesamt vier Faltboote benötigen wird. Oskar Speck startet auf der Donau in Ulm. Er hat nur leichtes Gepäck dabei. Wenig Kleidung, Lebensmittel, eine Kamera, ein Ersatzpaddel und ein dünnes Buch mit Zitaten von Mark Twain. Als er Zypern erreicht hat er kein Interesse mehr in einer Kupfermine zu arbeiten. Er will weiterfahren. Das nächste Ziel ist Ceylon. Er will die Strecke möglichst viel auf dem Wasser zurücklegen und hält sich so nah wie möglich an der Küste. Ein Faltboot ist nicht für das offene Meer geeignet. Es muss immer in Bewegung gehalten werden, damit es nicht abtreibt. Auch wenn er ein kleines Segel zur Unterstützung einsetzen kann, ist der hauptsächliche Antrieb die Muskelkraft aus den Armen. Das lange Sitzen ist anstrengend. Zwischendurch arbeitet er, um etwas Geld zu verdienen. Manchmal gerät er in Gefahr, aber er wird auch von gastfreundlichen Menschen unterstützt. In Deutschland sind die Nationalsozialisten an die Regierung gekommen und wollen Oskar Speck als ihren Helden präsentieren. Er wird immer wieder von den Deutschen verfolgt, um überzeugt zu werden und soll sogar an den olympischen Spielen teilnehmen. Daran hat Oskar kein Interesse. Es zieht ihn immer weiter, sein Ziel ist Australien. Als er dort 1939 ankommt wird er verhaftet. In Deutschland ist der Krieg ausgebrochen. Die Australier halten ihn für einen Nazi Spion. Er wird in einem Gefangenenlager bis Kriegsende interniert. Anschließend bleibt er in Australien und baut sich als Edelsteinhändler ein neues Leben auf.
Tobias Friedrich wurde 1969 in Göttingen geboren. Er schreibt Musik und Texte für seine Bands und andere Künstler:innen, war Herausgeber eines Berliner Musikmagazins und ist Sachbuchautor. „Der Flussregenpfeiffer“ ist ein Abenteuerroman, der in den schwierigen deutschen 30er Jahren beginnt und um die halbe Welt führt. Der Autor beschreibt die Landschaft, die tägliche Überwindung trotz Schmerzen weiterzumachen. Thema ist auch die Einsamkeit, Übernachtungen in der Wildnis und in Städten. Der Protagonist lernt viele Menschen kennen, Einheimische und Fremde, die es in die Länder im indischen Ozean gezogen hat. In größeren Orten trifft er Deutsche, Briten und in Fernost Niederländer. Die politische Situation in Deutschland ist auch weit weg von zuhause spürbar. Tobias Friedrich erzählt in seinem ersten Roman die mitreißende Geschichte des Oskar Speck bildhaft und spannend. Ein Buch nicht nur für Faltbootfahrer empfehlenswert, sondern auch für jeden der von Abenteuern träumt.
Text: Jutta Engelmayer
Tobias Friedrich – Der Flussregenpfeiffer, HC, 24€
C.Bertelsmann, ISBN 978-3-570-10433-0