Wer erinnert sich noch an Timo Blunck? Richtig – das war der Bassist der Avantgarde Band „Palais Schaumburg“, die Anfang der 80er Jahre auch international Aufsehen erregte. Jetzt hat er mit „Hatten wir nicht mal Sex in den 80ern“ einen autobiografischen Roman vorgelegt. Es geht, schlicht gesagt, auf den über 400 Seiten um „Sex, Drugs & Rock n` Roll“ und zwar genau in dieser Reihenfolge. Im Zwiegespräch mit seiner Therapeutin breitet der Ich-Erzähler sein Leben aus. Zwischen Beziehungsdramen, Sexkapaden, Bandleben und Werbeagentur. Da bleibt es nicht aus, dass viele Anekdoten rüberkommen. Kuriose Auftritte von Brigitte Nielsen im Tonstudio, die Haushaltsqualitäten von Depeche Mode, Dancecontest mit John Lurie im Studio 54, die Streitigkeiten in der eigenen Band hier „Villa Hammerschmidt“ genannt. Hauptthema ist das mitunter seltsame Paarungsverhalten der Boheme, hier unentwegt präsent durch das sexuelle Rumgeprotze des Autors und seine absolute Beziehungsunfähigkeit. Man kennt diese Typen ja noch aus der eigenen Jugendzeit. Gutaussehend, Womanizer, eloquent und Mitglied in einer Band. Nur wird die wenig variierte Schilderung des immer Gleichen, bei der Länge des Buches, relativ nervtötend. Auch wenn das Drogenwrack Blunck doch irgendwie die romantische Liebe sucht. Fazit: das Buch ist zu lang. Dennoch größtenteils, gerade wegen der Schonungslosigkeit die der Autor an den Tag legt, kurzweilig zu lesen. Es zeigt sich. Es gab eine Zeit da gehörte Pop, Drugs & Sex untrennbar zusammen. Originell – am Ende des Buches gibt es ein alternatives Inhaltsverzeichnis. Für die Rezipienten die gern linear lesen.
Text: Ulf Engelmayer
Timo Blunck – Hatten wir nicht mal Sex in den 80ern, HC, 22€
Heyne Hard Core, 978-3-453-27137-1