Thea Mengeler – Nach den Fähren

Dieses Buch, erschienen im Göttinger Wallstein Verlag, steht nicht ohne Grund in der Top Ten Hotlist 2024. Die Autorin und Texterin Thea Mengeler hat mit „Nach den Fähren“ einen Roman über eine Möglichkeitswelt vorgelegt, der ganz leicht und unaufgeregt daherkommt. Er spielt auf einer Insel, die plötzlich vom Tourismus vergessen wird und die die verbliebenen Einwohner auf sich selbst zurückwirft. Das gewohnte Leben verändert sich, kommt zum Stillstand, organisiert sich neu und anders. Bewohner verlassen die Insel, andere harren aus und hoffen auf eine Rückkehr der Touristen.
Zitat: „Vielleicht morgen, sagt der Hafenwärter. Vielleicht kommen die Fähren morgen wieder.“
Dennoch versucht jeder seine Alltagsroutinen aufrechtzuerhalten, bis ein kleines Mädchen im sogenannten Sommerpalast für einige Zeit erscheint und dem ehemaligen Hausmeister Fragen zu dessen Vergangenheit und zu der Insel stellt. Dies bringt die letzten Bewohner – die Krankenschwester, den Barmann, den Hausmeister, die Bäckerin, die Frau des Generals aus ihren Tagesroutinen. Welchen Zweck hat ihr Tun? Liegt ein Sinn darin? Oder birgt eine Abwesenheit des Tourismus die Chance für eine Neubesinnung des Miteinanders?
Thea Mengelers Roman „Nach den Fähren“ kommt sehr leise daher. Kein großes Sprachgetöse, sehr nüchtern. Aber trotz dieser reduzierten Darstellung werden die Leser*innen sofort von der Geschichte eingefangen. Die seltsame Atmosphäre auf der Insel überträgt sich und schafft dieses besondere Bild, das außergewöhnliche Literatur auszeichnet. Mengeler weiß ziemlich genau, wann und wo sie Akzente setzt. Jeder Satz sitzt, man merkt das Ringen der Autorin um Präzision. Kurze Kapitel, in der Regel betitelt nach den jeweiligen Schauplätzen auf der Insel.  Sehr charmant sind die an der richtigen Stelle eingepassten Zitate berühmter Schriftsteller*innen. Gerade in der Schlichtheit liegt die Eleganz dieses Romans.

„Nach den Fähren“ von Thea Mengeler ist erschienen im Wallstein Verlag und kostet 20€, ISBN 978-3- 835-35585-9                                                                                                                                        

Text: Ulf Engelmayer
Bewertung *****

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