Ein Papst der raucht, Billiard spielt und morgens auf seiner Cherry Coke Zero besteht. Ist das möglich? Zumindest in der TV Serie „The Young Pope“ des erfolgreichen italienischen Autorenfilmers Pado Sorrentino. Diese für einige renommierte Pay-TV Kanäle produzierte Serie zeigt die Tage nach der sensationellen Wahl des jungen amerikanischen Kardinals Lenny Belardo zum Papst. Gutaussehend, unkonventionell und machtbewusst, stellt er vom ersten Tag an die bewährten Rituale im Vatikan in Frage. Er legt sich mit der mächtigen und erfahrenen Vatikanbürokratie an, engagiert seine Ziehmutter Schwester Mary als persönliche Beraterin und verfolgt eine sehr persönliche Agenda. Der Ursprung dafür liegt tief in seiner Vergangenheit verborgen. Man könnte nun meinen, dass dieser Papst schnell mit Reformen im verkrusteten Vatikanapparat beginnt, aber seine erste öffentliche Rede ist auch für den Fernsehzuschauer, dessen Erwartungshaltung hier ziemlich in Frage gestellt wird, ein ziemlicher Schock. Wenn auch zum Schluss diese Serie etwas verflacht, ist dies doch eine grandiose Satire über kirchliche Machtspiele. Großartig die Charaktere, die sehr differenziert und wenig klischeehaft dargestellt werden. Dies liegt sicher zum großen Teil an dem hohen Aufgebot von sehr routinierten und professionellen Schauspielern. Jude Law in der Hauptrolle als „Young Pope“, Diane Keaton als seine Ziehmutter, dazu Ludivine Sagnier und der Almodovar-Star Javier Cámara. Bei dieser Serie gilt für den Zuschauer bereits nach der ersten Folge, alle Wahrscheinlichkeiten über den Verlauf abzulegen und sich einzulassen.
Text: Ulf Engelmayer
The Young Pope – Staffel 1, 10 Folgen plus Extras, 4 Discs, Spielzeit 553 Minuten
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