Ein Begriff geistert durch das Berufsleben: „Arbeitswelt 4.0“. Gemeint ist die totale digitale Vernetzung von Elementen in der Produktion, Verwaltung, Logistik, kurz – in allen Formen der heutigen Arbeitsprozesse. Zu diesem Thema hat die Bundesregierung ein Weißbuch herausgegeben. Die entsprechenden Fachministerien beschäftigen sich intensiv mit den notwendigen Rahmenbedingungen. Darüber, wie die notwendigen Transformationsprozesse in die Industrie gebracht und umgesetzt werden können, erfährt man in der Regel wenig. Es ist das große Verdienst der beiden Autoren des Buches „Digitalisierung mit Hirn“, diese Transformationsschritte dem Leser sichtbar und anschaulich zu machen. Beim Lesen wird schnell klar: Treiber dieser Entwicklung sind oft mittelständische Firmen und Unternehmer, wie z.B. der Heizungsanlagenbauer Viessmann oder der Fotokonzern CEWE. Die notwendige Transformationsarbeit ist nur dann erfolgreich, wenn es gelingt die Mitarbeiterschaft für die notwendigen Veränderungen zu begeistern bzw. sie aktiv einzubinden. Dies setzt völlig andere Führungsmodelle und notwendige Kooperationen voraus. „Es ist niemandem angeboren in der digitalen Welt erfolgreich zu sein. Es ist eine Frage, wie intensiv man sich damit auseinandersetzt.“, so Maximilian Viessmann, Gesellschafter und Verwaltungsrat der Viessmann Werke. Hier helfen die gängigen Regeln der Managementlehre nur bedingt weiter. Ohne einen Wandel in der klassischen Unternehmenskultur und eine Neuaushandlung der Arbeits- und Mitwirkungsbedingungen, wird der Wandel nicht nachhaltig sein, so das Fazit der Autoren. Die zahlreichen Beispiele im Buch machen jedoch Mut. Jedem Kapitel ging eine umfangreiche Feldstudie mit Interviews und aktuellen Erkenntnissen aus der neurologischen Forschung voraus. Für alle die sich mit diesem Thema beruflich befassen müssen, ist dieses Buch eine Quelle interessanter Erkenntnisse.
Text: Ulf Engelmayer
Sebastian Purps-Pardigol, Henrik Kehren – Digitalisieren mit Hirn,
geb, 34€
Campus Verlag, 978-3-593-50842-9