Er kann ist immer noch: Salman Rushdie, der große Erzähler hat mit “Golden House” einen neuen hochaktuellen Roman vorgelegt. Ort der Handlung, der Schmelztiegel New York, die neue Heimat des Immobilien Tycoons Nero Golden. Aus einem uns zunächst unbekannten Land ist eher mit seinen drei Söhnen nach Big Apple umgesiedelt um dort schnell im Golden House seinen skrupellosen Geschäften nachzugehen. Nach der Heirat des Patriarchen mit einer jungen Russin gerät der Clan in den Strudel von desaströsen Ereignissen. Alles erzählt aus der Perspektive eines jungen New Yorker Filmemachers, der sich zudem im Wahlkampf für Hillary Clinton engagiert. Zum Ende des Buches wird Nero Golden von seiner Vergangenheit, seiner eigenen Geschichte eingeholt. Salman Rushdie macht es dem Leser am Einstieg das Buches nicht leicht. Es fehlt die klare Linie, oft gleitet die Geschichte ins wilde Fabulieren ab. Rushdie, der gerne ein gewisses Maß an Selbstverliebtheit mit in Spiel bringt und seine extreme Belesenheit dem Leser regelrecht vorführt. Doch dann nimmt der Roman mit großer Eleganz Fahrt auf. Pointierter als Tom Wolfe in „Fegefeuer der Eitelkeiten“ trifft er den gesellschaftlichen Trend, legt die Nervenbahnen frei und kommentiert mit spitzer Feder den Zeitgeist und die Verhältnisse der amerikanischen Gesellschaft. Im Kern ist dieses Buch eine Erzählung über Identität in jedweder Form. Rushdie hat damit ein nachhaltiges, nachdenkliches und witziges Werk geschaffen, welches als Solitär in der aktuellen Literaturlandschaft herausragt. Mehr geht nicht.
Text: Ulf Engelmayer
Salman Rushdie – Golden House, HC, 25,-€
C.Bertelsmann, 05.09.2017, 978-3-570-10333-3