Es ist das fünfte Buch Richard Fords über den Immoblienmakler und ehemaligen Sportreporter Frank Bascombe. In „Valentinstag“ wird der Protagonist im Alter von 74 Jahren noch einmal stark gefordert. Von seiner Tochter erfährt Bascombe, dass sein Sohn Paul an ALS erkrankt ist. Diese Erkrankung der Bewegungsneuronen führt zur Muskellähmung und ist nicht heilbar. Der Verlauf kann durch eine medikamentöse Behandlung verzögert werden. Frank und Paul begeben sich auf eine Reise zu einer der renommiertesten Klinken für die Behandlung der Amyotrophen Lateralsklerose. Daraus wird ein Roadtrip im Wohnmobil quer durch die USA. Während der Reise durch die amerikanischen Suburbs kommen sich Vater und Sohn näher. Natürlich ist die Beziehung nicht konfliktfrei, dazu war die Entfremdung zwischen den Beiden in den letzten Jahren zu groß. Die Vater / Sohn Beziehung steht im Mittelpunkt dieses dialogisch starken Romans. Frank ist der Meinung, er habe viel Glück gehabt in seinem Leben. Krebs und militärische Verwundungen hat er weggesteckt, Extremes vermieden. Der Mittelweg des Lebens hat für ihn gut funktioniert. Die Reise mit Paul, dessen Erkrankung ihn mehr und mehr einschränkt, ist eine Reise durch die Banalitäten des Daseins, durch Orte, die ein Tourist höchstens als Durchreisepunkt oder als „Fly-over-State“ erlebt. Dennoch haben die beiden ein Ziel. Die Präsidentenköpfe von Mount Rushmore. Ein nationales Heiligtum auf dem Grund und Boden amerikanischer Natives. Pathetisch wird es aber nicht im Buch. Das ist nicht die Welt von Richard Ford. Seine oft lakonischen Dialoge, gewürzt mit Sarkasmus und banalen Alltagsdialogen zeigen das realen Leben in Amerika sehr pointiert.
„Das vorhersagbare Scheitern ist unser aller Schicksal“, so Richard Ford auf seiner Lesung beim diesjährigen Literaturherbst in Göttingen. Wie stark die Dialoge im Buch sind, zeigt der Schauspieler Benno Fürmann der Auszüge aus dem Buch liest. Und beweist, wie weit man den Text dramaturgisch ausdehnen kann. „Valentinstag“ ist voll von klugen Bemerkungen über die an sich banale Existenz, über das Erreichen von Glück, über das Erinnern an wichtige Momente des eigenen Lebens. Und an die Erinnerung an „Kitschfeiertage“ wie den Valentinstag. By the Way: es ist auch ein Buch über die Boomergeneration und ihre Sicht der Dinge.
Text: Ulf Engelmayer
„Valentinstag“ von Richard Ford ist erschienen im Hanser Verlag und kostet 28.-€
ISBN 978-3-446-277732-8
Bewertung 4 Sterne