Der Regisseur, Journalist und Autor Oskar Röhler hat mit „Selbstverfickung“ seinen dritten Roman vorgelegt. Wie auch seine Vorgänger gespickt mit autobiografischen Versatzstücken. Es ist ein schmutziges Buch, das keine Rücksichten auf moralische Befindlichkeiten oder political correctnes nimmt. Erzählt wird die Geschichte des abgerockten Regisseurs Gregor Samsa – nicht ganz zufällig diese Namensleihe von Franz Kafka – der sich völlig desillusioniert vom Filmgeschäft den täglichen Exzessen in Berlin hingibt. Seien es Einkaufsorgien in den einschlägigen Konsumtempeln der Hauptstadt oder die Bordelle in Charlottenburg. Doch auch das Alter mit Ende Fünfzig zollt dem exessiven Leben seinen Tribut. Eine Darmspiegelung steht an, die Angst vor dem Versagen beim Dreh beherrscht ihn. Die Rumhurerei führt zum Verdacht einer HIV Infektion. Einziger Halt in diesem wahrlich verfickten Leben ist seine Tochter. Will man diesem Buch eine Handlung unterstellen, würde man zuviel versprechen. Der Protagonist lebt im Jetzt ohne Ziel und Sinn, sich mit dem betäubend, was eine Konsumgesellschaft einem solventen Kunden so bietet. Wie auch in den vorherigen Büchern, geht es aber auch nicht ohne eine gehörige Portion Komik ab. Dies gepaart mit einer knallharten Abrechnung unserer gesellschaftlichen Verhältnisse. Ein unbequemer Autor zur rechten Zeit!
Text: Ulf Engelmayer
Oskar Röhler – Selbstverfickung, HC, 272 S.,20,-€
Ullstein Verlag, 978-3-55005-013-8