American War, der große dystopische Roman über die Zukunft der Vereinigten Staaten oder das was im Jahr 2075 noch davon übrig ist. Weite Teile der südwestlichen USA sind mexikanisches Protektorat. Teile der Südstaaten haben sich nach einem Bürgerkrieg abgespalten oder sind Quarantänegebiet. Florida gibt es nicht mehr. Es ist ebenso wie weite Teile des Mississippi Deltas dem Klimawandel zum Opfer gefallen. Millionen Menschen sind ins Landesinnere geflohen oder vegetieren in Flüchtlingslagern vor sich hin. Nach dem Tod des Vaters hat dort auch die Familie Chesnut einen Platz gefunden. Die Kinder kennen nichts anderes als Krieg und Zerstörung. Unter dem Einfluss Radikaler hat sich der ältere Sohn Simon einer Rebellengruppe angeschlossen. Die Tochter Sarat sucht ihren Vaterersatz beim undurchsichtigen Grenzgänger Albert Gaines. Sie führt als Scharfschützin einen tödlichen Anschlag auf einen hohen Nordstaatenoffizier aus, der hat verheerende Folgen hat. Die New York Times schreibt über das Buch: „Was für ein Trost, dass diese Geschichte nur erfunden ist“. Dies ist nur die halbe Wahrheit. Der Autor Omar El Akkad hat als Journalist viele Brennpunkte dieser Welt persönlich besucht. Deswegen erscheinen seine Schilderungen in „American War“ so glaubwürdig. Das Flüchtlingscamp „Patience“ ähnelt allen Camps in der heutigen Zeit. Das Hoffnungslosigkeit zur Radikalisierung führt ist keine Erkenntnis des Jahres 2075. Das Schreckensszenario in diesem Roman ist deswegen so deprimierend, weil es nicht unrealistisch ist. Verstörend in diesem Buch sind gleich zu Beginn zwei Landkarten, die Nordamerika im Jahr 2075 zeigen. Ein wichtiges und notwendiges Buch – gerade in Zeiten des offensichtlichen Niedergangs dieser großen Nation.
Text: Ulf Engelmayer
Omar El Akkad – American War, HC, 24€
S. Fischer Verlag, 978-3-397319-8