London im späten 19. Jahrhundert. Thaniel Steepelton arbeitet als Angestellter im Innenministerium. Mitteilungen werden telegrafiert und Thaniel ist sehr gut in diesem Metier. Er kann oft schon am Morsecode erkennen, von wem die Nachrichten stammen. Ansonsten ist sein Leben wenig ereignisreich. Er lebt in einem kleinen Zimmer zur Miete. Einen Teil von seinem Gehalt schickt er an seine ältere, verwitwete Schwester. Aber in Thaniel schlummert etwas Besonderes. Er nimmt Geräusche als Farben wahr. Als Kind lernte er Klavierspielen und erlangte nicht nur eine gewisse Grundkenntnis. Er beherrscht dieses Instrument, aber damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen und seine Schwester zu unterstützen, ist ihm zu unsicher. Als Angestellter erhält er ein sichereres Gehalt.
In seinem Büro tickert der Telegraf. Thaniel`s Chef schickt eine Nachricht. Er erhielt eine Bombendrohung vom Clan.na-Gael. In sechs Monaten werden Bombenanschläge auf öffentliche Gebäude verübt.
Als Thaniel eines Tages in seine einsame Wohnung zurückkehrte, steht seine Zimmertür einen Spalt offen. Auf seinem Bett liegt eine goldene Taschenuhr. Ein kleines, filigranes Wunderwerk.
6 Monate später explodiert im Scotland Yard eine Bombe. Die Uhr von Thaniel schlug vor der Detonation Alarm und er verlässt das Gebäude. Das rettet ihm das Leben. Für ihn ein Grund sich auf die Suche nach dem Uhrmacher zu machen. Er lernt den Japaner Keita Mori kennen. Der ist nicht nur ein japanischer Adliger, sondern auch ein Meister der Feinmechanik, der nicht nur Uhren herstellt, sondern auch wunderbares mechanisches Spielzeug. Mori gerät er in den Verdacht eine Bombe mit Zeitzünder gebaut zu haben. Thaniel wird von seinem Chef im Innenministerium beauftragt Mori zu beobachten und zieht bei ihm ein.
Er lernt die Naturwissenschaftlerin Grace kennen. Eine Frau, die in der viktorianischen Zeit Physik studiert und kaum eine Chance hat ihren Forschungen nachzugehen. Ihr Vater würde es gesellschaftlich nicht tolerieren, seine Tochter alleinstehend arbeiten zu lassen. Grace hat ein Haus in London von ihrer Tante geerbt, darf das aber nur beziehen, wenn sie heiratet. Die beiden gehen eine für beide Seiten nützlich Beziehung ein. Auch Grace hatte eine Taschenuhr gefunden und wusste nicht, woher diese stammen könnte. Merkwürdige Zufälle. Welche Verbindungen gibt es zu dem Uhrmacher Keita Mori? Der ist seiner Zeit im wahrsten Sinne des Wortes voraus.
Natasha Pulley studierte in Oxford englische Literatur. Weitere Studien setzte sie in Tokio fort. Der Uhrmacher in der Filigree Street ist ihr erster Roman. Mit ihrem Debüt ist der Autorin ein zauberhaftes Werk gelungen. Besondere, einzigartige Charaktere verleiten, die Story zu verschlingen. Eine Geschichte, die fantastisch und weise daherkommt.
Text: Jutta Engelmayer
Natasha Pulley – Der Uhrmacher in der Filigree Street, HC, 24€
Klett-Cotta, ISBN 978-3-608-98475-0