Es ist das wahrscheinlich am meisten diskutierte Buch in diesem Frühjahr. Der amerikanische Journalist Michael Wolff gelang mit seinem Buch „Feuer und Zorn“ ein intimer Blick in die Trump Administration. Über Monate ging Wolff im Weißen Haus ein und aus. Seine Absicht über die ersten Monate des Trump Regimes ein Buch zu schreiben, schien niemanden dort ernsthaft zu beunruhigen. Im Gegenteil: die Auskunftsfreudigkeit gegenüber den Medienjournalisten war so groß, dass ihm ein sehr genaues – man muss wohl sagen – Sittengemälde über das Westwing Team gelang. Antrieb im Weißen Haus unter Trump sind nicht politische Themen, sondern – so muss es nach der Lektüre von „Feuer und Zorn“ erscheinen – der Kampf jeder gegen jeden. Der Kampf um die Gunst des Präsidenten, der wahrscheinlich der unfähigste Erste Mann im Staat ist, den die USA je in diesem Amt gesehen hat. Die Fraktionskämpfe zwischen dem Familienclan, dem republikanischen Establishment und die ALT-Rights um Steve Bannon. Da bleibt nicht aus, dass die Halbwertzeit der Mitarbeiter immer kürzer werden. Wer im Weißen Haus unter Trump eine Karriere machen will, läuft in die Gefahr nach dieser Ära keinen Job mehr zu bekommen. Das Erschreckende an diesem Buch ist die Erkenntnis, dass nicht nur der Präsident von keinerlei Sachkenntnis getrübt ist, sondern auch sein Mitarbeiterstab. Dies wundert nicht, denn Michael Wolff enthüllt gleich zu Anfang des Buches: „Donald Trump und seine winzige Wahlkampftruppe bereiteten sich auf einen Untergang mit Feuer und Zorn vor. Auf einen Sieg waren sie nicht gefasst. Nachdem jetzt auch Hope Hicks, die engste und vielleicht auch kompetenteste Vertraute von Donald Trump, deren Loyalität immer außer Frage stand, quittiert hat, ist es nicht unwahrscheinlich, dass dem Präsidenten mittelfristig genau dieser Untergang mit „Feuer und Zorn“ bevorsteht.
Fazit: Wer wissen will, wie Populisten im Amt ticken, muss dieses Buch lesen!
Text: Ulf Engelmayer
Michael Wolff – Feuer und Zorn, HC, 19,95€
rowohlt, 978-3-49809-465-2