Mit Büchern über Donald Trump ist das so eine Sache, schnell hat eine noch verrücktere Realität die Buchinhalte überholt. Die Autorin Mary l. Trump hält sich in ihrem Buch „Zu viel und nie genug – Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt erschuf“, nicht allzu lang in der Gegenwart auf. Die Nichte Trumps steigt tief in die Familiengeschichte ein. Das Interessante daran ist, dass sich vieles am erratischen Verhalten des 45. Präsidenten der USA aus der Familiengeschichte erklärt. Mary L. Trump verbrachte einen Großteil ihrer Kindheit bei ihren Großeltern in New York, wo auch Donald und seine Geschwister aufwuchsen. Ihr Vater war Fred Trump jun., der älteste Sohn der Familie. Ihm gelang es nie, sich vom Familienclan unabhängig zu machen. Schnell wurde er zum schwarzen Schaf der Familie. Donald wurde vom despotischen und skrupellosen Vater zum legitimen Nachfolger im Familienimperium aufgebaut. Seine Fähigkeit zum Tricksen, zum Lügen, die Bereitschaft soziale Beziehungen rücksichtslos zum eigenen Vorteil auszunutzen, brachte ihn nach oben. Niederlagen waren nicht vorgesehen. Auch in der eigenen Familie galt nur das Gesetz Fred Trumps sen. Da der älteste Sohn Fred desillusioniert und alkoholkrank vor dem Vater starb, ging dessen Familie in der Erbschaft leer aus. Allein die Schikanen, denen die Familie Mary L. Trumps zu Lebzeiten ausgesetzt war, sind schockierend zu lesen. Aufgrund ihres akademischen Hintergrunds als Psychologin, gelingt Mary L. Trump trotz eigener Betroffenheit, ein faszinierendes Portrait der Trump Familie. Hier liegen die Wurzeln für das Verhalten Donald Trumps. Wer dieses Buch liest, erkennt warum der Trump Clan eine Veröffentlichung unter allen Umständen verhindern wollte. In den USA wurde „Zu viel und nie genug“ am ersten Erscheinungstag 950.000 Mal verkauft.
Text: Ulf Engelmayer
Mary L. Trump – Zu viel und nie genug, HC, 22€
Heyne, 978-3-453-21815-4