Kristen Roupenian ist die amerikanische Autorin der Stunde. Ihre 2017 im New Yorker veröffentlichte Kurzgeschichte „Cat Person“, traf den Nerv der jungen Generation und wurde im Netz über 2,5 Millionenmal geteilt. Jetzt ist in Deutschland im Blumenbar Verlag eine Sammlung von 12 Kurzgeschichtenerschienen.
Roupenian leuchtet ohne Tabus die Beziehungslagen zwischen den Geschlechtern, Freund und Freundin, der Mutter und der Tochter aus. Sind die Verhältnisse in den Zeiten der ständigen Erreichbarkeit, der sozialen Medien, einfacher und übersichtlicher geworden? Eher nicht. Erwartungshaltungen prägen das Bewusstsein, Beziehungen nehmen Warencharakter an und gewinnen eine nicht kontrollierte Eigendynamik. Wo das enden kann zeigt die Eingangsgeschichte „Böser Junge“. Ein junges Paarnimmt einen Freund, der sich von seiner schrecklichen Freundin getrennt hat, vorrübergehend in ihre kleine Wohnung auf. Der Verlust der Intimität des Paares birgt jedoch einige angenehme Überraschungen für die Beiden, bis die Dinge völlig aus dem Ruder laufen.
Die Kurzgeschichten zeigen, dass Kirsten Roupenian eine genaue Beobachterin ihrer Generation ist. Das ist nicht alles nett zu lesen. Die netten Typen habeneinen veritablen Schaden. Dies führt in den Geschichten oft nicht zu dem, was man einvernehmlichen Sex nennt, vom Spaß einmal völlig abgesehen. Nicht jede Kurzgeschichtezündet, vieles ist völlig humorfrei geschrieben. Dennoch ist „Cat Person“ eine der aufregendsten Bestandsaufnahmen menschlicher Beziehungszustände im 21.Jahrhundert, die Titelgeschichte eingeschlossen. Für gute Träume wird dieses Buch allerdings nicht sorgen.
Text: Ulf Engelmayer
Kristen Roupenian – Cat Person, HC, 20€
Blumenbar Verlag, 978-3-351-05057-3