Es ist das Enthüllungsbuch des Jahres: der ehemalige Nationale Sicherheitsberater John Bolton schildert in seinem Buch „Der Raum, in dem alles geschah“, quasi minutiös seine Erlebnisse und Erfahrungen innerhalb der Trump Administration. Zum Verständnis: Bolton hat unter verschiedenen republikanischen Präsidenten gedient, sowohl im Justiz- als auch im Außenministerium. Seine Ernennung zum Uno-Botschafter unter George W. Bush gelang nur per Dekret durch den Präsidenten, eine Bestätigung durch den Senat scheiterte am Widerstand der Demokraten. Bolton ist ein konservativer Hardliner, der bei vielen internationalen Verträgen die Interessen der USA nicht ausreichend abgebildet sieht. Er gilt als Architekt des Irakkriegs, steht für die weitere amerikanische Präsenz in vielen Teilen der Welt. Vor diesem Hintergrund bekommen seine sehr präzisen Erinnerungen eine besondere Brisanz. Geschrieben ist das Buch in einer sehr nüchternen, fast bürokratisch anmutenden Sprache, die bisweilen im Stil an die Memoiren von Henry Kissinger erinnern. Bei diesem über 600 Seiten umfassenden Werk, sei es dem Leser verziehen, wenn er einige Seiten querliest, um dann wenig später wieder intensiv in den Bann der Geschehnisse gezogen zu werden. Das Weiße Haus hat alles unternommen, um eine Veröffentlichung zu verhindern. Schonungslos legt Bolton Trumps Inkonsequenz, Ahnungslosigkeit und Inkompetenz in politischen Fragen offen. Legendär seine Rachsucht und seine Anbiederei an Autokraten und Diktatoren. Obwohl Boltons „rigider Nationalismus“, laut Züricher Zeitung, genau zur Trumpschen Politik passte, forderte der Präsident Bolton am 10. September 2019 zum Amtsverzicht auf. Eine weitere gescheiterte Personalie in der Trump Administration.
Wahrscheinlich das wichtigste Buch zum Trump Komplex, besonders authentisch durch die konstruktive Sicht des Autors und dessen Insidererfahrung.
Text: Ulf Engelmayer
John Bolton – Der Raum, in dem alles geschah, HC, 28€
Eulenspiegel, 978-3-360-01371-2