Hier ist sie nun, die Geschichte des jungen Erwachsenen, der erste Erfahrungen auf den Brettern die die Welt bedeuten macht. Diese Bühne ist zunächst sehr provinziell. Bielefeld ist nicht gerade eine glamouröse Stadt. Hier trifft der Jungschauspieler auf eine Studentin in die er sich verliebt. Die Beziehung ist äußerst kompliziert, denn Hannah entzieht sich immer wieder der Realität, indem sie Geschichten um ihre Person erfindet und gerne spurlos verschwindet. Doch irgendwann zieht sie bei ihm ein. Die Theaterbühne in Bielefeld reicht dem Protagonisten bald nicht mehr aus. Er bewirbt sich erfolgreich in Dortmund und sucht sich eine neue Wohnung ohne die alte aufzugeben. Hannah bleibt in Bielefeld. Am Theater in Dortmund lernt er die exzentrische Tänzerin Franka kennen und beginnt eine Beziehung, die ihn bald an die Grenzen des Machbaren führt. Am Tag Proben, am Abend Vorstellung und nachts zieht er mit Franka durch Kneipen und Diskotheken. Schlaf ist selten, oft kurz und nie ausreichend. Auch die Bäckerin Ilse ist früh auf den Beinen. In ihrer Bäckerei findet der Erzähler neben frisch gebackenen Köstlichkeiten auch weitere körperliche Wohltaten. Das jonglieren mit drei gleichzeitig geführten Beziehungen erfordert viel Geschick und Nervenstärke.
Joachim Meyerhoffs vierter Band des sechsteiligen Zyklus „Alle Toten fliegen hoch“ brilliert wieder mit der unglaublichen Erzählkunst des Autors. Diese schwer zu handhabende Liebesgeschichte ist locker, leicht und selbstironisch erzählt. Die Story greift aber auch immer wieder die Erinnerung an die Toten auf und lässt sie kurz wieder lebendig werden.
Text: Jutta Engelmayer
Joachim Meyerhoff – Die Zweisamkeit der Einzelgänger, HC, 416 S., 24,-€
Kiwi Verlag, 978-3-462-04944-2