Peter Munk ist ein erfolgreicher Architekt. Als er mit einundfünfzig Jahren auf der Rolltreppe eines Züricher Kaufhauses einen Herzinfarkt erleidet, empfindet er das als viel zu früh. Er wird in eine Klinik gebracht, operiert, intensivmedizinisch überwacht und schließlich auf eine Normalstation verlegt. Munk durchlebt eine psychische Veränderung. Er wird sensibler und weint spontan. Er verspürt Dankbarkeit gegenüber den Menschen, die ihn versorgen und freundliche Worte mit ihm wechseln. Früher wären das für ihn nur selbstverständliche Handlungen gewesen. Er beschließt niemanden in seine Erkrankung einzuweihen. Seinen Anwalt beauftragt er seinen Mitarbeitern und Partnern mitzuteilen, dass er eine Auszeit nimmt. Sein behandelnder Oberarzt klärt Munk auf. Er hatte einen Herzinfarkt gehabt und einen Bypass bekommen. Ungewöhnlich, denn Munk ist gut in Form. Die Fragen des Arztes nach Herzkrankheiten in der Familie oder Nikotin- und Alkoholkonsum kann er nur verneinen. Zu außergewöhnlichem Stress fällt ihm nichts ein. Dabei hat Munk gerade erst die Trennung von seiner Freundin hinter sich. Er glaubte sie im Kaufhaus kurz vor dem Infarkt gesehen zu haben. Aber Trennungen sind für ihn nichts Ungewöhnliches, zu oft gingen seine Beziehungen in die Brüche. Der Arzt gibt ihm den Rat seinen Gefühlen nachzugehen. Munk begibt sich in ein Fünfsternehotel mit klinischer Abteilung für Herzerkrankungen. Zu seinen Behandlungen zählen auch psychotherapeutische Gespräche. Das trifft bei Munk nicht auf Begeisterung. Er will keine Fragen zu seiner Familie und seinen eigenen Belangen beantworten. Er hat Angst vor tieferliegenden Fragen, die er dann beantworten muss. Doch er erkennt die Chance für sich. Der Therapeut fragte Munk nach seiner Charakterisierung, seiner Familie und seinen Beziehungen. Am Ende der Sitzung bekommt Munk die Aufgabe, sich über seine Beziehungen Gedanken zu machen und eine Aufstellung der wichtigsten Personen anzufertigen. Nach einigen Tagen beginnt Munk, nachdem er Kriterien festgelegt hat. Er listet alle Frauen auf, mit denen er geschlafen hatte und die er liebte. Er kommt auf 13.
Jan Weiler ist Journalist und Schriftsteller. Er war viele Jahre Chefredakteur des SZ-Magazins. Sein erstes Buch „Maria ihm schmeckt`s nicht!“ war ein Bestseller. Weitere erfolgreiche Bücher folgten. Der vielseitige Autor verfasst auch Kolumnen, Drehbücher, Hörspiele und Hörbücher.
Der Buchtitel „Munk“ ist kurz und prägnant. Zunächst fragt man sich: Wer oder was ist das? Bereits der erste Absatz gibt die Antwort und zieht den Leser in die Geschichte. Dabei geht es nicht um Spannung, sondern eher um die Frage, ob und wie Peter Munk die von seinem Therapeuten gestellte Aufgabe erfüllen wird. Ein reicher, beruflich sehr erfolgreicher Architekt mit hohen Ansprüchen an sich und seine Mitarbeiter. Er weiß, was er beruflich nicht will. In seinem privaten Umfeld hat er immer wieder Beziehungen, die nie lange halten. Deshalb ist für ihn Trennungsschmerz nichts Ungewöhnliches. Die Erinnerungen an die Frauen sind wie Kurzgeschichten erzählt. Das Ende des Romans ist bemerkenswert. Ein charmanter und zum Nachdenken anregender Roman.
Text: Jutta Engelmayer
Jan Weiler – Munk, HC, 24€
Heyne, 978-3-453-27378-8