Wer kennt die Theaterstücke von Bertholt Brecht nicht aus der Schule? Sie waren Bestandteil des Deutschunterrichts: „Der kaukasische Kreidekreis“ oder „Das Leben des Galilei“. Über das Leben des wirkmächtigen Autors Bertholt Brecht ist allerdings wenig bekannt. Diese Lücke hat jetzt der Autor Heinrich Breloer gefüllt. Parallel zum zweiteiligen Film auf Arte, erschien das reich bebilderte Buch. Breloer ist kein Unbekannter. Er gilt als Vertreter des Doku-Dramas, einer Mischung aus Spielfilm und Originalszenen. Zu den bekanntesten Produktionen gehört die „Staatskanzlei“, ein Doku-Drama zur Barschel Affäre und „Die Manns – ein Jahrhundertroman“. Jetzt der literarische Gigant Berthold Brecht.
Buch und Film zeigen die Jugendjahre von Brecht (dargestellt von Tom Schilling), im beschaulichen Augsburg. Brecht, aufgewachsen in einem sicheren, kleinbürgerlichen Milieu, entwickelte sich schnell zu einem literarischen Talent und belesenem Schüler. Die Teilnahme am ersten Weltkrieg blieb ihm erspart. Trotz erster patriotischer Artikel wandte er sich bald von der Produktion von Texten für die Lokalzeitung ab. Wichtig war ihm sein Augsburger Freundeskreis, der teils ein Leben lang hielt.
Ein Leben lang – und hier setzt Breloer an – hielt auch Brechts Hang zuzahllosen Liebschaften und Frauengeschichten an. Er war teils fürsorglich, teils rücksichtslos und berechnet. Seine Jugendliebe wurde früh schwanger und Brecht wurde Vater eines Sohnes.
Dieser Hang zeigt sich besonders im zweiten Teil der Nachkriegskarriere Brechts in der DDR. Brecht (hier dargestellt vom brillanten Burkhard Klaussner), hat ein gespaltenes Verhältnis zu den Machthabern im Ostdeutschen Staat. Trotzdem gelingt es ihm, mit dem Berliner Ensemble sein eigens Theater zu bekommen. Wieder sind es Frauen wie Helene Weigel, die ihm seine weitere Karriere und seinen Weltruhm ermöglichen.
Breloer ist ein fesselndes, ungewohntes und überraschendes Portrait gelungen, das lange nachhallt. Zahlreiche Bilder aus der Filmproduktion lockern den Text auf und erhöhen das Lesevergnügen. Fazit: Das Buch animiert Brecht neu zu entdecken, den Film zu sehen und einige seiner Theaterstücke anzuschauen.
Die Zentrierung Breloers auf bestimmte Zeitabschnitte, hat das Erleben Brechts deutlich verdichtet und intensiviert. Daher erscheint ein Weglassen der Emigrationszeit folgerichtig.
Text: Ulf Engelmayer
Heinrich Breloer – Brecht, HC, 26€
Kiwi, 978-3-462-05198-8
Heinrich Breloer -Brecht
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