In der Kleinstadt Ludlow kommt ein Diakon der anglikanischen Kirche und der Polizeigewahrsam ums Leben. Sein Tod wird als Selbstmord deklariert. Der Vater des Diakons glaubt nicht, dass sein Sohn sich umgebracht hat. Da er gute Beziehungen ins Parlament hat, gelingt es ihm Scottland Yard auf den Fall aufmerksam zu machen. Den Auftrag erhält aufgrund der Brisanz Detective Chief Superintendent Isabelle Ardery begleitet von Sergeant Barbara Havers. Barbara steht immer noch unter strenger Beobachtung ihrer Chefin. Nach einigen unautorisierten Alleingängen des Sergeants möchte Isabelle Barbara am liebsten loswerden. Eine Versetzung in die Provinz ist bereits vorbereitet. Ardery wartet nur darauf, dass Barbara in eine der vorbereiteten Fallen tappt.
Die Polizei von West Mercia ist von der Überprüfung des Falls nicht begeistert. Die Bereitschaft zur Unterstützung ist gering. Barbara ermittelt trotz der bestehenden Gefahr wieder eigenständig. Ihr erscheint der Fall als nicht plausibel. Dabei stößt sie auch auf ein Fehlverhalten ihrer Chefin. Trotz Hinweisen auf Diskrepanzen befindet Ardery den offiziellen Polizeibericht für akzeptabel. Zurück in London schreibt Barbara einen Bericht, der von Ardery nicht akzeptiert wird. Sie soll einige Passagen streichen. Barbara gehorcht, aber verunsichert informiert sie DI Thomas Lynley. Thomas Informiert den Vater des Toten Diakons, der sofort interveniert. Die Untersuchung wird wieder aufgenommen. Diesmal fährt Barbara Havers mit Thomas Lynley nach Ludlow. Die Untersuchungen sind zäh, niemand will sich wieder mit dem Fall beschäftigen. Die Polizisten von Scottland Yard schauen hinter die Fassaden einer scheinbar idyllischen Stadt. Alkoholmissbrauch von Jugendlichen, eine hoffnungslos unterbesetzte Polizei und Eltern die sich zu viel oder zu wenig um ihre Kinder kümmern. Ein Zufall verhilft den beiden Ermittlern den Tod des Diakons als Mord einzustufen. Die Suche nach dem Motiv und dem Täter erfordert höchstes Fingerspitzengefühl.
Elizabeth George ist eine der erfolgreichsten Kriminalautorinnen der USA. Sie ist für ihre akribische Recherche und detaillierte Ausarbeitung der Schauplätze und Charaktere bekannt. Das ist auch im vorliegenden Krimi „Wer Strafe verdient“ der Fall. Die Auseinandersetzungen zwischen Barbara Havers und ihrer Chefin nehmen wieder großen Platz ein. Die Schikanen mit dem Isabel Ardery Sergeant Havers verfolgt grenzen an Mobbing aus höchster Ebene. Davon ist auch Thomas Lynley nicht ausgeschlossen.
Der Schauplatz Ludlow stellt eine Kleinstadt vor die oberflächlich betrachtet beschaulich erscheint, aber hinter den Fassaden herrschen Angst, Macht- und Alkoholmissbrauch. Viele junge Menschen sind verhaltensauffällig. Elizabeth George schaut genau hinter die vermeintliche Idylle und lässt ihre Ermittler die unbeschreiblichen Zustände ans Tageslicht fördern.
Text: Jutta Engelmayer
Elizabeth George – Wer Strafe verdient, HC, 26,00€ Goldmann, 978-3-442-31373-0