Die Welt wird immer komplexer, die Trennung zwischen Wichtig und Unwichtig ist aufwendig. Zudem verstopfen Fake News und Datenmüll die Nachrichtenkanäle. Neuerungen werden in der Regel kritisch aufgenommen, Veränderungen des Alltagsablaufs abgelehnt. Gerade im Politischen lässt man sich gerne von Emotionen überwältigen und gibt vorschnelle Bewertungen ab, bzw. neigt zu einfachen Antworten. Der Autor und Journalist Dirk von Gehlen empfiehlt in seinem Buch „Das Pragmatismus-Prinzip“ mehr Gelassenheit im Umgang mit Neuem, dem Unsteten und dem Unklaren. Dies bedeutet für ihn auch „Mehr Ratlosigkeit wagen“. Sinnbild dafür ist der Shruggie, ein aus elf Zeichen bestehendes Emoji, dass ein achselzuckendes Männchen darstellt. „Ich weiß es ja auch nicht“ scheint es zu sagen, eine Haltung, die in einer pluralistischen Welt mit temporalen Wahrheiten wahrscheinlich angemessen ist. Gehlens Buch ist eine muntere Sammlung von wirklich pragmatischen Ansätzen, um sich in der heutigen Welt zurechtzufinden. Kein verschwurbeltes Soziologendeutsch, sondern Klartext, angereichert mit vielen Zitaten von Leuten, die einen realen Erkenntniswert bringen. Wie z.B. der Politikjournalist Volker Zastrow, der über die Welt von heute schreibt: „Altern in einer solchen Gesellschaft bedeutet lange gesund bleiben, lange leben, neue Gelenke für die Hüften bekommen und neue Hornhäute für die Augen – ja. Aber es bedeutet auch, einer Welt, der man traute, beim Untergang zuzusehen“. Wem das alles zu unkonkret ist, dem werden die 30 Shruggieregeln am Ende des Buches helfen, mehr Gelassenheit und inneres Gleichgewicht im Umgang mit den Alltagswidrigkeiten zu erlangen. Dirk von Gehlens Pragmatismus-Prinzip ist ein Buch, das ein hohes Lesevergnügen und einen hohen Erkenntnisgewinn garantiert.
Text: Ulf Engelmayer
Dirk von Gehlen – Das Pragmatismus-Prinzip, geb., 20,00€
Piper, 978-3-492-05863-6
Dirk von Gehlen – Das Pragmatismus-Prinzip
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