Elfie begibt sich auf Spurensuche, ihren eigenen und ihrer Großmutter. Doch dazu muss sie ihre Ängste überwinden und mit einem Flugzeug den Atlantik in die USA überqueren. Bereits auf dem Flugfeld bekommt sie eine Panikattacke. Der Sitz direkt neben ihr ist frei, daneben sitzt ein Mann, der plötzlich Elfies Hand in seiner verschlungen vorfindet als die Maschine abhebt. Die beiden kommen ins Gespräch. Elfie fliegt in die Vereinigten Staaten, um zu heiraten. Sie wünscht sich die große Liebe und hofft am Flughafen abgeholt zu werden. Der Mann ist ein wenig enttäuscht, denn die junge Frau gefällt ihm. Aber der Flug ist lang und Elfie erzählt die Geschichte ihrer Großmutter Luise Adler. Sie war eine deutsche War Bride die sich mit ihrem amerikanischen Verlobten Jo auf dem Flughafen in New York 1948 treffen wollte. „Ich warte auf Dich“, hatte er in seinem letzten Brief geschrieben. Luise war da, Jo nicht. Die Zeit läuft, denn die Heiratserlaubnis läuft in wenigen Tagen ab. Die Geschichte der Luise Adler kommt in die Presse. „Das Mädchen mit den goldenen Haaren hatte nicht geplant berühmt zu werden…“ Taucht Jo nicht doch noch auf, muss Luise zurück ins Nachkriegsdeutschland. Aber die New Yorker lieben die Story und möchten Luise helfen. Sie bekommt hunderte von Heiratsanträgen.
Elfies Sitznachbar lauscht gespannt der Erzählung. New York kommt immer näher und er weiß immer noch nicht, wie diese Geschichte ausgeht. Die Maschine landet und dieses Mal wird Elfie am Flughafen nicht abgeholt.
Charlotte Inden studierte Germanistik, Kunstgeschichte und Film- und Fernsehwissenschaften in Marburg, London und Straßburg. Sie arbeitet als Redakteurin bei einer Tageszeitung und schreibt seit 15-Jahren erfolgreich Kinder- und Jugendbücher. „Im Warten sind wir wundervoll“ ist ihr erster Roman für Erwachsene.
Die Idee dieser Geschichte fand die Autorin durch eine wahre Begebenheit. War Brides gab es wirklich und eine von ihnen wartete 1948 in New York vergeblich auf ihren Verlobten. Nach Zeitungsberichten erhielt sie zahllose Heiratsanträge. Der Roman ist allerdings fiktiv erzählt. Eine Luise Adler gab es nicht. Obwohl den ausländischen Soldaten die Fraternisierung mit den Deutschen verboten war, gab es immer wieder Kontakte. Wichtig war in erster Linie die überlebenden Deutschen auf ihre Gesinnung zu prüfen. Die Städte lagen in Schutt und Asche, die Not war unendlich groß. Beziehungen zwischen den siegreichen Soldaten und einheimischen Fräuleins wurden von keiner Seite gern gesehen. Deutschen Frauen konnte es passieren, dass ihre eigenen Leute sie aus der Familie ausstießen. Manche wurden überfallen und die Haare abrasiert. Irgendwann lockerten sich die Verbote. Verlobungen wurden akzeptiert und die Frauen durften ihren in die Heimat zurückkehrenden Verlobten folgen. In Amerika waren das die War Brides. Aber der Zeitraum war begrenzt.
Die Geschichte von Luise Adler und ihrer Enkeltochter ist humorvoll und voll spannungsgeladener Hoffnung. Eine charmante Liebesgeschichte, ideal als Weihnachtslektüre.
Text: Jutta Engelmayer
Charlotte Inden – Im Warten sind wir wundervoll, HC, 22€
Piper, 978-3-492-07274-8