„Alles was ich erzähle ist erfunden
Einiges davon habe ich erlebt
Manches von dem, was ich erlebt habe,
hat stattgefunden.“
Diese Zeilen stehen am Anfang des Buches, bevor die erste Geschichte überhaupt anfängt. Will ich trotzdem weiterlesen? Immerhin ist Matthias Brandt ein bekannter deutscher Fernseh- und Theaterschauspieler. Und Sohn einer der bekanntesten Nachkriegspolitiker Deutschlands.
Die erste Geschichte beginnt mit zwei Worten: „Keiner da.“ Kein Satz, eine Feststellung. Bessere Opener gibt es kaum, denn schon ist die Neugier des Lesers geweckt. Es eröffnen sich unzählige Möglichkeiten von nachfolgenden Szenen. In diesem Fall ein Junge mit triefender Langeweile. Der Nachmittag will totgeschlagen werden bevor im Fernseher „Percy Stuart“ beginnt. Das Bonanza Fahrrad wird aus der Garage geholt und „Mamy Blue“ von Ricky Shane gepfiffen – gehört in der letzten Hitparade.
Bereits während der ersten drei Seiten bin ich mitten in der Erzählung. „Percy Stewart das ist unser Mann, …“, trällert die Melodie aus der Fernsehserie durch meinen Kopf. Ich dachte an Ricky Shane, den meine Schwester als Bravo Starschnitt an die Tapete in unserem Kinderzimmer gepinnt hatte. Ein Bonanza Rad hatte meine Schulfreundin.
Hat der Autor das erfunden oder erlebt? Geschichten kann Matthias Brandt erzählen – ob fiktiv oder selbst erlebt spielt keine Rolle. Er weckt Erinnerungen an die eigene Kindheit, an einen berühmten Bundeskanzler und den Mann im Mond. Schöner kann Unterhaltung nicht sein.
Text: Jutta Engelmayer
Matthias Brandt – Raumpatrouille, HC, 176S., 18€
Kiepenheuer und Witsch, Sep 2016, ISBN 978-3-462-04567-3