Noch ein Buch über Donald Trump. Nach dem Journalisten Michael Wolff und dem ehemaligen FBI Direktor James Comey hat sich jetzt eine Ikone des amerikanischen Journalismus mit dem Phänomen Donald Trump befasst. Bob Woodward recherchierte zusammen mit Carl Bernstein als Reporter der Washington Post in der Watergate Affäre. Die Enthüllungen führten zum Rücktritt des damaligen Präsidenten Richard Nixon. Furcht ist mittlerweile sein neuntes Buch. Vorab bemerkt sei: Grundsätzlich Neues erfährt man in diesem Buch nicht. Dennoch: Die Wirkung des Buches wird durch den linearen, sachlichen, ja fast lakonischen Erzählstil des Autors verstärkt. Schreiben was war und ist. Woodward beschreibt Trumps Wahlkampf, der nicht wirklich von der Hoffnung auf einen Sieg getragen wurde. Die chaotischen Tage nach dem Triumph, waren erfüllt mit der Suche nach geeignetem Personal. Das Arbeitsklima im Weißen Haus ist geprägt durch eine hohe Misstrauenskultur und die Unberechenbarkeit und Unstetigkeit des Präsidenten.
Unbedingte Loyalität steht vor Fachkenntnis, das Personalkarussell im West Wing dreht sich immer schneller. Um den Präsidenten von unüberlegten Schritten abzuhalten, lassen Mitarbeiter Dokumente verschwinden. Politik verkommt zum Showcase.
Bob Woodward hat für dieses Buch zahllose Interviews geführt und Dokumente eingesehen. Es drängt sich der Eindruck auf, dass viele Personen aus dem inneren, bzw. ehemals inneren Kreis von Donald Trump, ein erhöhtes Mitteilungsbedürfnis hatten. Den ehemaligen Chefstrategen Steve Bannon eingeschlossen. Die bittere Wahrheit des Buches: der amtierende Präsident der Vereinigten Staaten hat ein gestörtes Verhältnis zur Wahrheit und zu Fakten.
Keine wirklich beruhigende Erkenntnis.
Text: Ulf Engelmayer
Bob Woodward – Furcht, HC, 22,95€
Rowohlt, 978-3-498074081