Mittsommerfest an der dänischen Küste der Flensburger Förde. Eigentlich ein Fest der Freude. Aber am nächsten Morgen entdeckt ein Jogger in einem heruntergebrannten Sankt-Hans-Feuer die verkohlten Überreste einer Leiche. Die sechszehnjährige Elin Akmann, ein Mädchen mit deutsch-türkischem Hintergrund aus Hamburg, wird vermisst. Elin lebt aktuell bei einer mit ihrer Mutter befreundeten dänischen Familie in Egernsund, einer Kleinstadt am Flensburger Fjord. Bekannt war die Gegend um die Stadt durch ihre Ziegeleien, von denen im Lauf der Zeit nicht mehr viele übrig blieben. Elins Gastfamilie Poulsen produziert immer noch Ziegelsteine. Die Angst der Pflegeeltern wird zur Gewissheit, als die Leiche als Elin Akman identifiziert wird. Da der Tatort im Grenzgebiet liegt und Elin aus Hamburg stammt, fällt die Zuständigkeit für die Ermittlungen an den dänischen Kommissar Rasmus Nyborg und die deutsche Kommissarin Vibeke Boisen. In Egernsund werden Gespräche mit dem Freundeskreis und den Mitschülern von Elin geführt. Vibeke Boisen fährt nach Hamburg und spricht mit der Familie. Elins Eltern sind geschieden. Ihre Mutter ist Deutsche, der Vater Türke. Er hat inzwischen mit einer türkischen Frau eine neue Familie gegründet. Die Kommissarin erfährt, das von Elin vor einem Jahr gefälschte Nacktfotos ins Netz gestellt wurden. Daraufhin wurde das Mädchen in der Schule gemobbt und von ihrer türkischen Familie angefeindet. Um Elin zu schützen, wurde sie nach Dänemark zu den Poulsens geschickt. Jetzt ist sie tot. Musste sie wegen der Familienehre sterben?
In Egernsund wurde inzwischen festgestellt, dass der Fundort der Leiche nicht der Tatort war. Rasmus Nyborg erfährt von Elins Schulfreundin, dass die Ermordete ihren Freund Sebastian per SMS abserviert hatte. Damit wird der Junge tatverdächtig. Im Ort glaubt keiner der Anwohner, dass der Mörder aus der Gegend stammen könnte, bis der Tatort in der Nähe der Stadt entdeckt wird. Jetzt verdächtigt jeder jeden. Mit der Beschaulichkeit ist es vorbei. Selbst Elins Mitschüler verdächtigen sich untereinander. Das Ermittlerteam muss die gesammelten Hinweise gut abwägen, um den wahren Täter zu finden.
Anette Hinrichs stellt mit „Die Tote im Küstenfeuer“ ihren dritten Nordlicht Krimi vor. Die in Hamburg geborene Autorin war bereits im Teenager Alter Fan von Agatha Christie.
Der Roman präsentiert eine souverän erzählte Geschichte. Die Charaktere sind glaubwürdig und lebendig beschrieben, die Legende der Personen ist plausibel. Die Ermittlung des Täters ist schwierig. Die verschiedenen Möglichkeiten können alle zutreffend sein. Dadurch ist die Spannung bis zum Schluss aufrecht gehalten. Auch die Hintergrundgeschichte des Ermittlerteams wird weitererzählt. Trotzdem kann dieser Roman auch unabhängig von den ersten Bänden gelesen werden.
Text: Jutta Engelmayer
Anette Hinrichs – Nordlicht, TB, 10€
Blanvalet, ISBN 978-3-7341-0932-4