Krimis sind, wenn sie gut geschrieben sind, immer Beschreibungen gesellschaftlicher Zu- und Missstände. Ist dies der Fall, erhält der Leser neben der Spannung, noch einen nicht unerheblichen Erkenntnisgewinn. Der Krimi „Tannenstein“ von Linus Geschke fällt in diese Kategorie. Der Auftakt ist knallhart und wirft viele Fragen auf. Ein Unbekannter, der „Wanderer“ genannt, lässt sich in Tannenstein nieder, einem abgelegenem Dorf 30km südlich von Dresden. Wochenlanglebt er neben den Einwohnern her. Er wird Teil des Dorfes, aber nicht der Gemeinschaft. Eines Abends betritt er den Dorfgasthof und erschießt alle Gäste, bis auf den Wirt. Das Verbrechen wird nie aufgeklärt. In den nächsten Monaten fallen ein Tankwart im Harz und eine Immobilienmaklerin im Allgäu dem Wanderer zum Opfer. Erst der Expolizist Alexander Born, dessen Geliebte ebenfalls durch den Wanderer umgebracht worden ist, beginnt mit neuen Nachforschungen. Aufgrund seiner guten Kontakte zur Russenmafia, gelingt es ihm auf die Spur des Wanderers zu kommen. Allerdings verlaufen die Dinge anders als geplant.
Linus Geschke ist mit „Tannenstein“ ein grandioser Thriller gelungen. Er führt den Leser in die Welt des organisierten Verbrechens. Hier gibt es kein Entrinnen. Brutal und gnadenlos, mit wenig Hoffnung auf ein gutes Ende. Gerade weil moralische Erwägungen nicht im Vordergrund stehen, entfaltet dieser Thriller so eine enorme Wirkung.
Text: Ulf Engelmayer
Linus Geschke – Tannenstein, PB, 15,90,-€
dtv, 978-3-423-26218-73;\l