Eigentlich ist sie nicht hauptberuflich Autorin. Yvonne Hofstetter ist Geschäftsführerin der deutschen Technologiefirma Teramark Technologies und Spezialistin für Big Data. Der verstorbene Herausgeber der FAZ Frank Schirrmacher hat sie für die Medien entdeckt und nach ihrem ersten Bestseller „Sie wissen alles“, ist sie ein gefragter Gast auf Diskussionsforen. Jetzt die Taschenbuchausgabe ihres Buches „Das Ende der Demokratie – Wie eine künstliche Intelligenz die Politik übernimmt und uns entmündigt“. Hofstetter sieht den Menschen nur noch als einen Teil seiner intelligenten Umgebung. Im Internet der Dinge ist mittelfristig alles mit allem vernetzt. Die Prognose sagt, dass im Jahr 2030 100 Milliarden Dinge miteinander vernetzt sein werden. Dies führt zu völlig neuen Wechselwirkungen mit der Dynamik ihrer Umwelt. Algorithmen und Statistiken werden in der Zukunft für Entscheidungen eine noch größere Rolle spielen. Allerdings funktioniert Statistik nur auf großen Zahlen und hat keinerlei Aussagekraft für das einzelne Schicksal. Sollte in einer demokratischen Gesellschaft der statistische Durchschnitt zur Norm werden, sind Pluralismus, Buntheit und Vielfalt gefährdet. Was es bedeutet, wenn uns künstliche Intelligenz demokratische Entscheidungen abnimmt, zeigt uns eine kurze Phantasie in diesem Sachbuch. Die IT Spezialisten Scott Muller und Christian Brandlhuber beschäftigen sich mit der Regelung komplexer dynamischer Systeme durch künstliche Intelligenz. Sie räsonieren darüber, ob eine KI ein Steuerungs- und Entscheidungsmodul auch für Gesellschaftssysteme sein kann. Das dies keine ferne Zukunft ist, zeigen die aktuellen Entwicklungen in China. Yvonne Hofstetters Buch ist eine kluge, mit zahllosen Fakten angereicherte Abhandlung über die mögliche Entwicklung unserer Demokratie. Oft zu lang und abschweifend im Text. Wer sich aber durch dieses fast 500 Seiten starke Werk kämpft, wird mit überraschenden Einsichten und Erkenntnissen belohnt.
Text: Ulf Engelmayer
Yvonne Hofstetter – Das Ende der Demokratie, TB, 12€
Penguin, 978-3-328-10202-1